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Hallo,
nachdem ich einiges über Sprachqualität bzw. Echoprobleme bei VoIP allgemein hier im Forum gelesen habe, ist mir einiges aufgefallen.
"Anbieter xy hat eine schlechtere Sprachqualität als yx"
"komisch, bei mir isses anders herum"
"Grandstream sucks, Sipura rulez"
"Prima Qualität mit Softphone, grottenschlecht mit Adapter"
diese Liste könnte man endlos weiterführen, gerade Neulinge verstehen nachher garnix mehr und auch die Profis hier wundern sich...
Das habe ich mal zum Anlass genommen, etwas aufzudröseln.
Echos sind bei VoIP mehr ein Problem als im normalen Festnetz. Eher vergleichbar mit Gesprächen zu Handys. Prinzipiell sind Handygespräche auch nix weiter als VoIP...
Im normalen Telefonnetz entstehen Echos durch Laufzeitverzögerungen zwischen den Teilnehmern. Normalerweise sind Mikrofon und Hörer durch eine pfiffige Gegenkopplung elektrisch entkoppelt. Akustisch in den meisten Fällen sowieso. Erst durch elektrische Fehlanpassungen kann es zum Problem werden. Auffällig wird sowas erst bei Gesprächen in ferne Länder oder zu Handys.
Das Prinzip der analogen Telefonie ist in allen Ländern der Welt gleich, die technischen Gegebenheiten leider nicht. Z. B. Telefon aus USA läuft hier in D zwar auch, aber nicht richtig rund.
Bei VoIP gibt es prinzipbedingt etwas grössere Laufzeitverzögerungen, da die Sprachdaten in Pakete verpackt werden müssen. Dadurch entstehen schon Laufzeiten von 20ms (Millisekunden) oder mehr. Dazu kommen noch die Laufzeiten bis zum Empfänger. Und das Echo kommt den gleichen Weg nochmal zurück. Sowas kann schnell nerven.
Als wenn das nicht schon übel genug ist... heutzutage werden gerne schnurlose DECT-Telefone benutzt. Auch diese wandeln das Signal erst einmal in digitalen Datenstrom um und wieder zurück. Die Verzögerungen sind zwar kleiner, aber dennoch hörbar. Zudem sind sie durch Jitter / Phasenverschiebung nicht konstant.
Der VoIP-Adapter trennt Hör- und Sprachinformation erstmal. Um eine wirksame Trennung zu erreichen, müssen der Adapter und das Telefon optimal harmonieren. Dazu gibt es im Menü spezielle Einstellungen "FXS Impedance". Kleiner Versuch: Die verschiedenen Einstellungen mal ausprobieren. Dann den Hörer abheben und damit der Wählton verschwindet, eine Ziffer drücken. Etwas in das Mikrofon pusten und lauschen, wie laut es im Hörer zurückpustet. Je leiser umso besser.
Eine weitere Art der Echounterdrückung ist schon aufwendiger, dieses erledigt ein Sprachprozessor im Adapter, welcher versucht, die übers Netz zurückkommenden Echos zu erkennen und auszulöschen. Wenn der Gesprächspartner allerdings auch Entkopplungsprobleme hat oder gar eine Freisprecheinrichtung benutzt, ist das System überfordert. Oft sind die Echos durch Beeinflussung des Signals auf dem Weg, sei es durch akustische Dinge, oder durch verschiedene Codecs und Kompressionsformate, so verändert, das der Sprachprozessor schlicht versagt. Dieses äussert sich dann durch schlechte Sprachqualität. Durch die etwas grössere Laufzeit durchs Internet als durch das normale Telefonnetz kann es richtig unangenehm werden.
Aber gut angepasste Telefone sind schonmal das A und O.
Übrigens, Softphones wie z.B. X-Lite benutzen auch einen Sprachprozessor, allerdings softwaretechnisch. Wenn der Rechner etwas schwachbrüstig ist oder die Soundkarte nicht mitspielt, kann auch hier eine schlechte Sprachqualität auftreten. Von der Nutzung der im Motherboard eingebauten Soundkarte rate ich aus diesem Grund ab. Übrigens haben heutzutage viele Soundkarten nur noch einen Line-Out-Ausgang. Wenn man dort einen Kopfhörer anschliesst, ist der Ton viel zu leise. Billige Lautsprecherboxen mit Kopfhöreranschluss lösen dieses Problem. Eine feine, wenn auch nicht billige Lösung ist ein USB-Headset. Viele Probleme hält man sich damit vom Hals. Auch bleibt die Soundkarte für andere Anwendungen frei.
Selbstversuche mit verschiedenen DECT-Telefonen (interessanterweise alles Modelle für den deutschen Markt) an einem Grandstream ATA486 verliefen recht durchwachsen. Krass zum Beispiel, das ein Sagem-Telefon, an einer Siemens-Station angemeldet, bessere Akustik hatte als das Original Siemens Handset. Und das Sagem über die Original-Station grottenschlecht war.
Der Sieger im ganzen Test war ein 14 Jahre altes drahtgebundenes Telekom-Telefon IQ-Tel 2, bei welchem man absolut keinen Unterschied zwischen Festnetz und VoIP mehr ausmachen konnte.
Die Sprachqualität zwischen den einzelnen Anbietern sollte minimal sein und ist eigentlich nur von der Internetanbindung zwischen Nutzer und Anbieter abhängig.
Wer durch Filesharing seinen Internetzugang non-stop auslastet, sollte sich nicht über schlechte Qualität beim Telefonieren beklagen. Durch die asymetrische Up- Downloadlast beim DSL der meisten Anbieter funktioniert es einfach nicht wirklich. Ein hoher Upload blockiert hierbei den ansonsten freien Download. Daran kann auch ein QoS-Management nur bedingt helfen.
Übrigens, wer bei der Installation von VoIP entweder gar nix hört oder nur eine Richtung.... das ist ein anderes Thema -> Stichwort Router und Portweiterleitung....
Ich hoffe, das ich niemanden den Spass am VoIP genommen habe *grins*, weil in den meisten Fällen stopft man den Adapter ans Netz, Telefon und Netzteil dran. Brav nach Anleitung programmieren.... und fertig.
Viele Grüße,
Jens
nachdem ich einiges über Sprachqualität bzw. Echoprobleme bei VoIP allgemein hier im Forum gelesen habe, ist mir einiges aufgefallen.
"Anbieter xy hat eine schlechtere Sprachqualität als yx"
"komisch, bei mir isses anders herum"
"Grandstream sucks, Sipura rulez"
"Prima Qualität mit Softphone, grottenschlecht mit Adapter"
diese Liste könnte man endlos weiterführen, gerade Neulinge verstehen nachher garnix mehr und auch die Profis hier wundern sich...
Das habe ich mal zum Anlass genommen, etwas aufzudröseln.
Echos sind bei VoIP mehr ein Problem als im normalen Festnetz. Eher vergleichbar mit Gesprächen zu Handys. Prinzipiell sind Handygespräche auch nix weiter als VoIP...
Im normalen Telefonnetz entstehen Echos durch Laufzeitverzögerungen zwischen den Teilnehmern. Normalerweise sind Mikrofon und Hörer durch eine pfiffige Gegenkopplung elektrisch entkoppelt. Akustisch in den meisten Fällen sowieso. Erst durch elektrische Fehlanpassungen kann es zum Problem werden. Auffällig wird sowas erst bei Gesprächen in ferne Länder oder zu Handys.
Das Prinzip der analogen Telefonie ist in allen Ländern der Welt gleich, die technischen Gegebenheiten leider nicht. Z. B. Telefon aus USA läuft hier in D zwar auch, aber nicht richtig rund.
Bei VoIP gibt es prinzipbedingt etwas grössere Laufzeitverzögerungen, da die Sprachdaten in Pakete verpackt werden müssen. Dadurch entstehen schon Laufzeiten von 20ms (Millisekunden) oder mehr. Dazu kommen noch die Laufzeiten bis zum Empfänger. Und das Echo kommt den gleichen Weg nochmal zurück. Sowas kann schnell nerven.
Als wenn das nicht schon übel genug ist... heutzutage werden gerne schnurlose DECT-Telefone benutzt. Auch diese wandeln das Signal erst einmal in digitalen Datenstrom um und wieder zurück. Die Verzögerungen sind zwar kleiner, aber dennoch hörbar. Zudem sind sie durch Jitter / Phasenverschiebung nicht konstant.
Der VoIP-Adapter trennt Hör- und Sprachinformation erstmal. Um eine wirksame Trennung zu erreichen, müssen der Adapter und das Telefon optimal harmonieren. Dazu gibt es im Menü spezielle Einstellungen "FXS Impedance". Kleiner Versuch: Die verschiedenen Einstellungen mal ausprobieren. Dann den Hörer abheben und damit der Wählton verschwindet, eine Ziffer drücken. Etwas in das Mikrofon pusten und lauschen, wie laut es im Hörer zurückpustet. Je leiser umso besser.
Eine weitere Art der Echounterdrückung ist schon aufwendiger, dieses erledigt ein Sprachprozessor im Adapter, welcher versucht, die übers Netz zurückkommenden Echos zu erkennen und auszulöschen. Wenn der Gesprächspartner allerdings auch Entkopplungsprobleme hat oder gar eine Freisprecheinrichtung benutzt, ist das System überfordert. Oft sind die Echos durch Beeinflussung des Signals auf dem Weg, sei es durch akustische Dinge, oder durch verschiedene Codecs und Kompressionsformate, so verändert, das der Sprachprozessor schlicht versagt. Dieses äussert sich dann durch schlechte Sprachqualität. Durch die etwas grössere Laufzeit durchs Internet als durch das normale Telefonnetz kann es richtig unangenehm werden.
Aber gut angepasste Telefone sind schonmal das A und O.
Übrigens, Softphones wie z.B. X-Lite benutzen auch einen Sprachprozessor, allerdings softwaretechnisch. Wenn der Rechner etwas schwachbrüstig ist oder die Soundkarte nicht mitspielt, kann auch hier eine schlechte Sprachqualität auftreten. Von der Nutzung der im Motherboard eingebauten Soundkarte rate ich aus diesem Grund ab. Übrigens haben heutzutage viele Soundkarten nur noch einen Line-Out-Ausgang. Wenn man dort einen Kopfhörer anschliesst, ist der Ton viel zu leise. Billige Lautsprecherboxen mit Kopfhöreranschluss lösen dieses Problem. Eine feine, wenn auch nicht billige Lösung ist ein USB-Headset. Viele Probleme hält man sich damit vom Hals. Auch bleibt die Soundkarte für andere Anwendungen frei.
Selbstversuche mit verschiedenen DECT-Telefonen (interessanterweise alles Modelle für den deutschen Markt) an einem Grandstream ATA486 verliefen recht durchwachsen. Krass zum Beispiel, das ein Sagem-Telefon, an einer Siemens-Station angemeldet, bessere Akustik hatte als das Original Siemens Handset. Und das Sagem über die Original-Station grottenschlecht war.
Der Sieger im ganzen Test war ein 14 Jahre altes drahtgebundenes Telekom-Telefon IQ-Tel 2, bei welchem man absolut keinen Unterschied zwischen Festnetz und VoIP mehr ausmachen konnte.
Die Sprachqualität zwischen den einzelnen Anbietern sollte minimal sein und ist eigentlich nur von der Internetanbindung zwischen Nutzer und Anbieter abhängig.
Wer durch Filesharing seinen Internetzugang non-stop auslastet, sollte sich nicht über schlechte Qualität beim Telefonieren beklagen. Durch die asymetrische Up- Downloadlast beim DSL der meisten Anbieter funktioniert es einfach nicht wirklich. Ein hoher Upload blockiert hierbei den ansonsten freien Download. Daran kann auch ein QoS-Management nur bedingt helfen.
Übrigens, wer bei der Installation von VoIP entweder gar nix hört oder nur eine Richtung.... das ist ein anderes Thema -> Stichwort Router und Portweiterleitung....
Ich hoffe, das ich niemanden den Spass am VoIP genommen habe *grins*, weil in den meisten Fällen stopft man den Adapter ans Netz, Telefon und Netzteil dran. Brav nach Anleitung programmieren.... und fertig.
Viele Grüße,
Jens