US-Urteil gefährdet VoIP

betateilchen

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29. Juni 2005

US-Urteil gefährdet VoIP

Die amerikanische Internet-Telefonie-Branche blickt mit Sorge auf ein aktuelles Urteil des Obersten Gerichtshofes der USA: Der hatte kürzlich entschieden, dass die örtlichen Kabel-Provider, die einen gewichtigen Teil der Breitbandversorgung der amerikanischen Bevölkerung übernehmen, ihre Netze nicht teilen müssen.

Unabhängige VoIP-Anbieter erlauben ihren Kunden, über bestehende Internet-Leitungen zu telefonieren: Es reicht ein Breitbandanschluss über DSL oder TV-Kabel bei einem beliebigen Provider. Blockieren durften letztere ihre Kunden dabei nicht: Selbst wenn ein Internet-Provider gleichzeitig Telefonanbieter war, musste er die VoIP-Konkurrenz im eigenen Netz dulden.

Keine Öffnung

Ein kleiner US-Internet-Provider hatte nun vor dem Obersten Gerichtshof geklagt, dass auch Kabel-Provider die Öffnung ihrer Netze zulassen sollten. In dem Verfahren entschied das Gericht nun gegen die Öffnung: Die großen Kabelfirmen müssen ihre Netze nicht teilen.

Laut einem Bericht des US-Wirtschaftsmagazins "Forbes" fürchten nun diverse unabhängige US-VoIP-Anbieter, dass die Kabel-Provider Internet-Telefonie über Fremdanbieter nun blockieren könnten. Sie wollten selbst Telefonie-Dienste anbieten und sich die Konkurrenz ersparen. Das Urteil habe zu einem unregulierten Breitband-Internet-Markt geführt - die Anbieter dürften mit ihren bestehenden Leitungen künftig tun und lassen, was sie wollten.

Breite Blockade?

Bislang verkaufen amerikanische Kabel-Provider ihren Kunden einen vollständigen Internet-Zugang - über diesen wird VoIP nicht blockiert. Nach dem Urteil rechnet die Branche nun mit einer breiten Blockade der Dienste. Schlimmer noch: Auch DSL-Anbieter könnten sich ihre Dienste ähnlich wie Kabel-Provider zertifizieren lassen, was auch diesen dann die Blockade von VoIP-Diensten erlauben würde.

Jeff Pulver, Chef des VoIP-Anbieters "Free World Dialup", meinte gegenüber "Forbes", dass man dies den Kunden klarmachen müsse: "Ich hoffe, dass wir eine Verbraucherbewegung in Gang bekommen. Die Kunden müssen zu Providern, die in die Freiheit des Netzes glauben."
[hr:23008fbb76]
Quelle: (N24.de, Netzeitung) http://www.n24.de/wirtschaft/multimedia/?n2005062916591900002
 
Praktisch wird alles davon abhängen, ob im Markt die Konkurrenz spielt.
So lange das so ist, sind die Kunden am längeren Hebel.
In der Schweiz haben wir faktisch ein Duopol (cablecom mit Kabelnetz und Swisscom als ADSL-Reseller), manchmal schützt das schon vor den ärgsten Fiesematenten.
 
Wobei die sich schnell zusammentun könnten....

Aber wenn ich ehrlich bin, so beängstigen tut mich das ganze garnicht. Weil wenn der Port 5060 gesperrt wird, dann nehme ich hald einen anderen. (Gut bei der Fritzbox nicht so leicht machbar, aber dann findet sich schon ein Weg)
Genauso hab ihc es ja auch über ein Jahr bei Tiscali gemacht, die die Standardfileshare-Ports gedrosselt haben.
 
VoIP funktioniert nur als Massenphänomen, denn die Provider wollen auch was verdienen.
Und die Masse will nicht basteln ...
 
betateilchen schrieb:
Schlimmer noch: Auch DSL-Anbieter könnten sich ihre Dienste ähnlich wie Kabel-Provider zertifizieren lassen, was auch diesen dann die Blockade von VoIP-Diensten erlauben würde.

Dürfte zumindest in Deutschland nicht so einfach sein, da sowohl die Kabelbetreiber als auch überwiegend T-Com eine marktbeherrschende Stellung bei den Leitungen haben, bietet sich ein Verfahren wegen Monopolmissbrauch an.

Ein weiterer Ansatzpunkt dürfte die Aufhebung des Telefondienste-Monopols durch die EU sein. Hier verstehen die EU-Komisäre keinen Spass, wenn hier wieder einer versucht ein neues Monopol aufzubauen.

Das heisst aber nicht, das alles eitel Sonnenschein ist. Diese Rechte müssen ggf. erst erstritten werden, was Jahre dauern kann.
 
Es gibt auch einige DSL- und Cable-Provider in den USA, die ausgehenden SMTP-Verkehr (Port 25) über ihre Leitungen verhindern - angeblich, um den Versand von Spam zu unterbinden - wohl eher, um ihre eigenen E-Mail-Dienste zu promoten. Immerhin kann man diese Sperre bei den meisten Providern aufheben lassen.

Eine Möglichkeit, solche Sperren zu umgehen, wäre über ein VPN.
Da müssten aber alle VoIP-Provider, die überleben wollen, VPN-Server zu Verfügung stellen, genauso wie Software-Updates für ihre ATAs (um VPN-Clientfunktionen direkt in der VoIP-Box zu Verfügung zu stellen; die meisten Router bieten keine eigenen VPN-Clientfunktionen, außerdem sollte über diese VPNs ja nur der VoIP-Verkehr laufen).
 
Also ich glaube, dass das nicht so schnell passieren wird. Wenn die Provider ihre Kunden dazu zwingen das eigene VoIP-Angebot nutzen zu müssen, dann schneiden sie sich auf Dauer ins eigene Fleisch. Wem das jeweilige VoIP-Angebot nicht passt, der wechselt nämlich dann den kompletten Internet-Anbieter. Das würde dann für die jeweilige Firma bedeuten, dass sie aufgrund ihres schlechten VoiP-Angebotes gleich komplett einen zahlenden Kunden verlieren würde und somit auch auf die Einnahme der Anschluss-Grundgebühr/Flatrate verzichten müsste. Wenn dann noch die Konkurrenz anfängt mit "unblockierten" Zugängen zu Werben, dann erledigt sich das ganz schnell von selbst.

Email ist noch nicht so ein grosser Beweggrund für einen kompletten Provider-Wechsel. Aber ein zu teurer Telefon-Anschluss schon, was auch hierzulande die steigenden Markt-Anteile von Arcor und Versatel zeigen. Wer sein Internet-Angebot kastriert und VoIP nur aus dem eigenen Hause verkauft, der wird damit nicht flächendeckend Erfolg haben solange es nicht Anbietern verboten wird, ihr Angebot generell für die VoIP-Konkurrenz zu öffnen.

Gruss, micro
 
Versuch mal in den USA so einfach den Anbieter zu wechseln. So einfach wie bei uns das ist, funktioniert das nämlich nicht. DSL gibt es immernoch nur in wenigen Gebieten und dann meist nur von einem oder maximal zwei Anbieter und Cable ist Cable. Entweder ja oder nein.
 
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