Was man bei LWL nicht vergessen sollte:
Der Vorteil, dass man potentialfrei ist ist gleichzeitig ein Nachteil, weil man kein POE zur Verfügung hat. Im privaten Bereich noch nicht sehr verbreitet (ich habe drei POE-Gräte, Türsprechanlage und zwei Bildtelephone), ist es immer mehr im Kommen (z.B IP-Cams, WLAN-APs).
In Firmen sind Mixstrukturen daher Standard: Etagenverteilungen per CAT7-Kabel (aber nur CAT6e Dosen, echte CAT7-Dosen jenseits 10 Gbps brauchen anderes Steckerformat) am PoE-Switch, die Etagen und Gebäudeteile, wo die PoE-Switches stehen, sind mit LWL verbunden. Der Switch ist quasi gleichzeitig Zentral-Etagenmediaconverter.
Im Privatbereich muss man zwischen Neubau/Sanierung/Grundrenovierung einerseits und Nachrüstung/Renovierung andererseits unterscheiden.
Im ersteren Fall sind Leerrohre, bestückt mit Kupferkabel erste Wahl. Als Kabel ist CAT6e sinnvoll, da CAT7 sehr steif ist und sehr fehlerträchtig bei der Dosenmontage (im Endeffekt also u.U. schlechter als alles in CAT 6e). Die Biegeradien für LWL sollte man natürlich gleich berücksichtigen.
Sparen sollte man an dieser Stelle nicht: So sind m.E. Netzwerkdosen neben jedem Heizkörper Pflicht, CAT-Kabel ist prima für anderes als Netzwerk, z.B. One-wire oder CAN-Bus geeiget.
Bei einer normalen Renovierung (sagen wir mal: Tapezieren) hat Glasfaser natürlich den Charme, sehr dünn zu sein, so dass man den Kabelschlitz mit einem Schraubendreher in den Putz schlitzen kann, ohne Stemmarbeiten und ohne auf bereits im Putz verlaufende Stromabel, Rohre etc. Rücksicht nehmen zu müssen. Aufpassen mus man nur bei den Biegeradien - und dass man später nicht gerade da einen Nagel in die Wand haut, wo das Kabel ist.
Hat eigentlich jemand ein Handbuch, wie die Stasi seinerzeit die Microphonkabel so schön unter die Tapeten bekommen hat (Das Leben der Anderen)? Vielleicht eignet sich die Technik ja für LWL-Nachrüstung.
Nachteil ist bei LWL natürlich die höhere Zahl an Geräten - man muss für jedes Gerät einen Mediaconverter einsetzen oder nach diesem noch einen Switch. Extra Steckdosen neben jedem LWL-Anschluss sind Pflicht. Bei einer gut geplanten Kupferverkabelung legt man hinreichend viele Duplexkabel und kalkuliert je Raum 4 Doppeldosen (im Bad reicht meist eine). Man patcht das gewünschte Signal (LAN mit PoE, LAN ohne PoE, ISDN, analog für ein dekoratives Wählscheibentelephon im Wohnzimmer, one-Wire für Hausautomatisation) einfach in der Hausverteilung auf die entsprechende Leitung. Bei LWL braucht man für die anderen Netze ggf. eigene Verkabelung.
Insgesamt merkt man mir wohl an, dass ich LWL zwar interessant für längere Strecken / Etagenverteilung finde, generell aber Kupfer in vieler Hinsicht für deutlich sinnvoller halte. Die eigentliche Technik lässt sich zentral in einem Verteilerraum konzentrieren, während man bei LWL in jedem Raum Medienkonverter für LWL, Medienkonverter VoIP->Analog (wenn man alte klassische Telephone mag) und jede Menge Steckernetzteile (kein PoE möglich) hat.
Damit kommen wir zur zentralen Kenngröße, die einzig entscheidungsrelevant ist: Der WAF. Dieser ist bei Kupfer und in einem Verteilerraum konzentrierter Hardware deutlich besser, als bei lauter verteilten Geräten im ganzen Haus. Womit die Entscheidung getroffen wäre...