Warum braucht man bei VoIP einen Provider?

Daniel Rehbein

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Hallo,

ich habe bisher noch keine Erfahrungen mit VoIP, denn ich habe zur Herangehensweise an VoIP eine grundsätzliche Verständnisfrage, die ich leider nirgends beantwortet finde.

Warum braucht man für VoIP einen speziellen SIP-Provider?

Ich habe einen Internet-Zugang über DSL. Damit habe ich die volle TCP/IP-Kommunikation. Mit Hilfe der von mir verwendeten Software kann ich über diesen TCP/IP-Zugang alle Protokolle nutzen. Ich muß mir nicht noch extra einen Provider für HTTP suchen, sondern ich setze einfach per Browser einen HTTP-Request ab. Das einzige, was ich brauche, ist die Adresse des jeweiligen Servers, den ich ansprechen will. Aber ich benötige keinen extra Provider, der das von mir verwendete Protokoll abwickelt. Selbst ohne spezielle Software kann ich jedes Protokoll abwickeln, indem ich es per Telnet von Hand eintippe, wie z.B. zu SMTP beschrieben in http://www.daniel-rehbein.de/rfc2821.html

Bei zeitversetzer Kommunikation brauche ich einen Provider, der meine Informationen zwischenspeichert. Dies ist in der Regel bei SMTP der Fall, insbesondere, da man heutzutage aufgrund von Spam-Abwehrmaßnahmen bei vielen Empfängern nicht mehr von einem Dialup-Zugang direkt per SMTP zustellen darf. Aber auch bei SMTP muß ich mir eigentlich keine Gedanken über irgendwelche speziellen SMTP-Provider machen. Ich versende meine E-Mails alle über denselben SMTP-Server und der kann meine ausgehenden Mails weltweit korrekt zustellen, egal zu welchem Empfänger irgendwo auf diesem Globus die Mails gehen. Es gibt auch keine speziellen Zusätze, die ich an die E-Mail-Adressen schreiben muß, um Mailserver anderer Provider zu erreichen (um etwa von einem Puretec-Account eine E-Mail zu einem Strato-Kunden zu schicken).

Bei VoIP lese ich dagegen, daß ich bei der Wahl eines VoIP-Providers darauf achten muß, zu welchen anderen Providern ich dann kostenlos Verbindungen aufbauen kann. Außerdem lese ich noch von unterschiedlichen Vorwahlnummern, die für Verbindungen zwischen verschiedenen Providern wählen muß. Demnach wird es ja nie möglich sein, analog zu einem E-Mail-Link A HREF="mailto:..." einen VoIP-Link in der Art A HREF="sipto:..." in eine Webseite zu schreiben, denn die zu wählende Nummer kann ja je nach Provider, den der jeweilige Anwender gewählt hat, völlig andere Vorwahlnummern erfordern.

Dabei ist ja VoIP im Gegensatz zu E-Mail sogar Echtzeitkommunikation. Es ist für mich überhaupt nicht einsichtig, wieso ich dazu überhaupt jemanden brauche, der meine Verbindungen kontrolliert. Warum kann man nicht eine VoIP-Verbindung über eine weltweit eindeutige URL aufrufen, so wie man Webseiten über eine weltweit eindeutige URL aufrufen kann?

Zu meiner Website, die hier in Deutschland gehostet wird, sieht der HTTP-Request zu Aufruf der Webseiten immer gleich aus, egal, ob der Anwender auch hier in Deutschland sitzt, oder fernab in China, in Afrika, in der Antarktis oder sonstwo, und auch völlig unabhängig davon, welchen Provider der Anwender verwendet. Und ich habe auch völlig Entscheidungsfreiheit, ob ich meine Webseiten bei einem separaten Anbieter hoste, oder (über einen Internet-Zugang mit fester IP-Adresse oder über einen Dienst wie dyndns.org) bei mir zuhause.

Warum ist das bei VoIP so völlig anders gelöst? Wozu braucht man bei VoIP einen speziellen Provider? Wozu ist dieser Provider überhaupt gut? Was macht der?

Und warum macht man dann so seltsame Klimmzüge wie ENUM, um numerische Telephonnummern im DNS abzubilden? Bei der Definition von E-Mail hat man doch auch nicht versucht, E-Mail-Adressen z.B. in die Telexnummern abzubilden oder umgekehrt. Und man hat auch nicht versucht, in SMTP die nationalen Telexdienste abzubilden.

Seltsam finde ich auch, daß hierzu nirgendwo etwaqs erklärt ist. Selbst in dem hier besonders herausgehobenen Thread "Du bist Neuling und hast ein Problem?" steht nichts über die offensichtlich grundlegende Unterscheidung zwischen SIP und allen anderen Protokollen des Internet, sondern es wird davon ausgegangen, daß man bereits einen VoIP-Provider hat.

Gruß aus Dortmund,
Daniel Rehbein
http://www.mein-dortmund.de
 
Für SIP benötigt man keinen Provider, das funktioniert rein technisch auch direkt.

Die zwei primären Aufgaben der Provider sind erstens die Registrierung des SIP-User-Agents (also des SIP-Clients, der beim User läuft). Der Anrufer kann wählen sip:[email protected]. Der Anrufer muss die in den meisten Fällen dynamische IP des Angerufenen nicht wissen. Zweitens bietet der Provider oft einen Übergang zum Festnetz an, den PSTN-Gateway. So ist es möglich, mit einem VoIP-Anschluß Festnetznummern zu erreichen. Andersherum ist der VoIP-User unter einer Festnetznummer erreichbar.

Die Provider bieten Komfort-Leistungen ...
 
Hallo Daniel und willkommen Forum!

exim hat es schon auf den Punkt gebracht und richtig, der besonders hervorgehobene Thread bezieht sich auf andere Problematiken, die bei der Nutzung von "VoIP" entstehen.

Dein Thema ist hier aber völlig richtig platziert.
 
Was bedeutet das denn konkret? Wieso muß sich der Client irgendwo registrieren?

Bei allen anderen Protokollen muß sich der jeweilige Client doch auch nirgendswo registrieren. Ich muß doch z.B. meinen Browser nicht erst irgendwo anmelden, um einen HTTP-Request machen zu können. Und wenn ich HTTP-Requests entgegennehmen will, dann brauche ich lediglich eine öffentlich bekannte IP-Adresse oder einen Domainnamen (für den heimischen Rechner z.B. ein Domainname bei dyndns.org), aber ich muß selbst als Server mich nirgendswo explizit anmelden. Es reicht für HTTP, einfach Verbindungen auf Port 80 entgegenzunehmen und protokollgerecht zu beantworten.

Was ist bei VoIP anders? Im Grunde will ich doch da als Client (jemand, der anrufen will) auch nichts anderes als einen bestimmten Server (einen IP-Anschluß, der auf Anrufe wartet) zu kontaktieren. Und als Server (jemand, der angerufen werden will), müsste ich doch eigentlich lediglich Verbindungen entgegennehmen. Von der Herangehensweise ist doch Voice nicht viel anders als HTTP:
- Wenn mein Rechner daheim oder der Internet-Zugang ausgeschaltet ist, dann sind die darauf abgelegten Webseiten halt nicht erreichbar.
- Wenn mein Fernsprecher ausgeschaltet ist, dann kann man mich in dem Moment halt nicht anrufen.

Wohin paßt denn da die Registrierung bei einem zentralen Server? Wieso muß bei VoIP sich ein Client bei einem zentralen Server registrieren? Was passiert da?

Bei vielen anderen Internet-Diensten will man in der Regel auch gar nicht, daß der Name des Providers in der Adresse vorkommt. Deswegen registriert man ja eigene Domains. Als Homepage-Adresse macht sich z.B. http://home.t-online.de/home/0231482266/meindortmund/ wesentlich schlechter als etwa http://www.mein-dortmund.de/ und auch in seiner E-Mail-Adresse will man in der Regel nicht "t-online.de", "arcor.de" oder ähnliches stehenhaben, sondern nur seinen eigenen Namen. Bei VoIP dagegen sieht es offensichtlich so aus, daß ich nicht nur den Provider explizit nennen muß, sondern daß zudem auch noch jeder Provider ein Inselnetz betreibt, das nur über spezielle Vorwahlen mit anderen Providern verbindet, und das aber auch nicht mit allen, siehe z.B. http://www.sipgate.de/user/tarife.php?show=6

Das Problem, das ich habe, ist sicherlich auch, daß ich nicht so recht weiß, was bei VoIP eigentlich genau abläuft. Alle Informationen, die ich finde, beziehen sich auf den Application-Layer, wo man sich bereits bei einem VoIP-Provier angemeldet und eine konkretes SoftPhone oder ein separates IP-Telephon eingerichtet hat. Es fehlen mir aber erst mal die Grundlagen, d.h. eine Erklärung, was da denn eigentlich abläuft. Bevor ich mir für irgendwas Software einrichte, muß ich doch erst mal wissen, was denn da überhaupt passiert. Spätestens seit Outlook bzw. Outlook Express (siehe hierzu http://piology.org/mail/software.html ) ist ja bekannt, daß es auf Dauer sehr nachteilig ist, Kommunikationssoftware einzusetzen, ohne sich vorher über den zugrundeliegenden Kommunikationsablauf und dessen Regularien kundig gemacht zu haben.

Auf der Seite http://www.daniel-rehbein.de/rfc2821.html beschreibe ich, wie das Protokoll SMTP abläuft (Zustellung einer E-Mail) und liste Befehlssequenzen auf, die man z.B. per Telnet direkt nachvollziehen kann. Gibt es eine Erklärung in ähnlicher Art, die beschreibt, was bei VoIP abläuft?

Daniel Rehbein
 
Hallo Daniel,

softwaregestütztes VoIP funktioniert in der Tat ohne einen Provider, man braucht ja nur den passenden Softwareclienten a la Skype installieren und los gehts... :)

Das, was wir hier unter VoIP verstehen, um fasst zusätzlich noch die Möglichkeit, mit normalen Telefonen an speziellen Adaptern oder gar SIP-Telefone in das Festnetz zu kommunizieren. Man erhält dabei sogar eine echte Festnetz-Telefonnummer.

Der Provider fungiert hier also lediglich als Gateway ins Festnetz und stellt mit der Vergabe einer Festnetznummer auch die Erreichbarkeit deines Anschlusses aus dem Festnetz sicher.
 
fuzzy schrieb:
softwaregestütztes VoIP funktioniert in der Tat ohne einen Provider, man braucht ja nur den passenden Softwareclienten a la Skype installieren und los gehts... :)

Auch mit entsprechenden IP-Telefonen geht die direkte IP zu IP verbidung.

Daniel Rehbein schrieb:
Bei allen anderen Protokollen muß sich der jeweilige Client doch auch nirgendswo registrieren. Ich muß doch z.B. meinen Browser nicht erst irgendwo anmelden, um einen HTTP-Request machen zu können...

Wie gesagt, es geht natürlich auch völlig ohne VoIP Provider. Die VoIP Provider bieten den Übergang in das Festnetz & durch die Registrierung deines clients bei dem Provider wirst du überhaput erst erreichbar, da mann als otto normal User ja keine statische IP hat->DynDNS für dein IP-Phone.
 
Also:

- VoIP geht grundsätzlich auch ohne Provider: Ich kann auf meinem Rechner ein SIP-Telefon laufen lassen und dann damit problemlos VoIP-Gespräche empfangen -- vorausgesetzt derjenige der mich anruft weiss, unter welcher IP-Adresse ich gerade im Internet unterwegs bin. Geht z.B. mit DynDNS.

- Da dies jedoch nicht soo praktisch ist und z.B. VoIP-Telefone idR keinen DynDNS-Client eingebaut haben gibt es die Möglichkeit das DynDNS quasi zu einem Provider (oder Registrar) auszulagern -- da gibt es z.B. kostenlose Dienste wie iptel.org oder Freeworld Dialup (fwd.pulver.com) die sowas anbieten: d.h. VoIP-Endgerät (Software, VoIP-Telefon) meldet sich dort an und sagt unter welcher IP-Adresse es derzeit zu finden ist.
Abgesehen davon ist DynDNS kein IETF standard und u.a. aus diesem Grund vermute ich, dass man bei der Entstehung des SIP-RFCs sich quasi seine eigene DynDNS-Struktur erschaffen hat.

- Weiterhin gibt es dann die Möglichkeit bei kommerziellen VoIP-Providern Zusatzfunktionen zu bekommen: z.B. Gateway ins Festnetz, Anrufbeantworter (wenn man mal offline ist) etc.

Auf der Seite http://www.daniel-rehbein.de/rfc2821.html beschreibe ich, wie das Protokoll SMTP abläuft (Zustellung einer E-Mail) und liste Befehlssequenzen auf, die man z.B. per Telnet direkt nachvollziehen kann. Gibt es eine Erklärung in ähnlicher Art, die beschreibt, was bei VoIP abläuft?
Das hier könnte weiterhelfen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Sip

Und warum macht man dann so seltsame Klimmzüge wie ENUM, um numerische Telephonnummern im DNS abzubilden?
Nun, es hat sich eingebürgert, dass Telefonnummern aus Zahlen bestehen, SIP-URIs jedoch wie email-Adressen aufgebaut sind. Ich möchte mal sehen, wie Du an einem VoIP-Telefon mit normalem Telefon-Ziffernblock sowas wie "[email protected]" eintippst... Viel Spass! ;)

Abgesehen davon kannst Du damit dieses "Problem" elegant umgehen:
Bei vielen anderen Internet-Diensten will man in der Regel auch gar nicht, daß der Name des Providers in der Adresse vorkommt. Deswegen registriert man ja eigene Domains

Denn der ENUM-Eintrag zeigt auf eine neutrale Telefonnummer; zu welchem VoIP-Provider das letztendlich aufgelöst wird sieht man zunächst gar nicht.
Weitere Infos: http://www.denic.de/de/enum/index.html

Achja -- willkommen im Forum ;)
 
Der Einfachheit halber jetzt nur zum Thema SIP denn das ist es, was hier am Meisten benutzt wird. SIP ist nur das Session-Initiation Protocol, die Übertragung der Tondaten erfolgt mittels RTP (Real Time Protocol).
UA=UserAgent

@fuzzy: Auch hardwaregestütztes SIP funktioniert ohne Provider. In welcher Gestalt der SIP-UserAgent daherkommt, ob als SIPPS-Software auf dem Rechner oder als SPA-2000-Hardwarekiste ist ja egal. Am Ende läuft es ja auch nur darauf hinaus, dass Daten von einem IP tauglichen Gerät zu einem anderen IP tauglichen Gerät übertragen werden, genau wie Daniel geschrieben hat.


Daniel Rehbein schrieb:
Was bedeutet das denn konkret? Wieso muß sich der Client irgendwo registrieren?

Bei allen anderen Protokollen muß sich der jeweilige Client doch auch nirgendswo registrieren. Ich muß doch z.B. meinen Browser nicht erst irgendwo anmelden, um einen HTTP-Request machen zu können. Und wenn ich HTTP-Requests entgegennehmen will, dann brauche ich lediglich eine öffentlich bekannte IP-Adresse oder einen Domainnamen (für den heimischen Rechner z.B. ein Domainname bei dyndns.org), aber ich muß selbst als Server mich nirgendswo explizit anmelden. Es reicht für HTTP, einfach Verbindungen auf Port 80 entgegenzunehmen und protokollgerecht zu beantworten.
Genau. Und wie oben schon geschrieben funktioniert das mit SIP auch so, also fast, der UA _muss_ sich nicht bei einem Provider registrieren. Aber er kann. SIP läuft per default über Port 5060 und UDP, kann aber auch auf andere Ports gelegt werden und IIRC auch TCP benutzen, aber das ist jetzt egal. SIP ist übrigens an http angelehnt.
Ganz einfach dargestellt: Du hast einen SIP-UA, ich habe einen. Auf den UAs ist jeweils ein User eingetragen. Dein UA kann sich mit sip:meine_ID@ip_oder_hostname_meines_ua:5060 an meinen UA wenden. Genau so andersherum. Die UAs labern miteinander, handeln ein paar Parameter aus und öffnen eine RTP-Verbindung und dann kann gesprochen werden.

Daniel Rehbein schrieb:
Im Grunde will ich doch da als Client (jemand, der anrufen will) auch nichts anderes als einen bestimmten Server (einen IP-Anschluß, der auf Anrufe wartet) zu kontaktieren. Und als Server (jemand, der angerufen werden will), müsste ich doch eigentlich lediglich Verbindungen entgegennehmen. Von der Herangehensweise ist doch Voice nicht viel anders als HTTP:
[...]
Wohin paßt denn da die Registrierung bei einem zentralen Server? Wieso muß bei VoIP sich ein Client bei einem zentralen Server registrieren? Was passiert da?
Wir haben wieder beide einen UA. Woher soll ich nun wissen, unter welcher IP und unter welchem Port Dein UA erreichbar ist, wenn ich Dich anrufen möchte? Wenn Du jedoch Deinen UA bei einem Provider registrieren lässt dann merkt sich der Provider die IP und den SIP-Port Deines UA. Ich klingele einfach Deinen Provider an mit sip:deine_ID@provider:5060 und der stellt die Verbindung zu Deinem UA her und zwar unabhängig davon, ob Dein UA hier im Nebenzimmer oder in Timbuktu steht und welche IP er hat und auf welchem SIP-Port er arbeitet. Das ist der Registrierungs-Service des Providers, also die Zuordnung von UA-IP-Adresse und -Port zum Accountname beim Provider.

Daniel Rehbein schrieb:
Bei vielen anderen Internet-Diensten will man in der Regel auch gar nicht, daß der Name des Providers in der Adresse vorkommt. Deswegen registriert man ja eigene Domains.
Das funktioniert auch. Ich lasse die IP-Adressen von zwei Sipuras (SIP-VoIP-Adapter für Anschluß eines normalen analogen Telefons) bei dyndns.org auflaufen und so sind die Teile unter sip:[email protected]:5060 erreichbar. Alternative ist ENUM (Suchfunktion Board).

Daniel Rehbein schrieb:
Bei VoIP dagegen sieht es offensichtlich so aus, daß ich nicht nur den Provider explizit nennen muß, sondern daß zudem auch noch jeder Provider ein Inselnetz betreibt, das nur über spezielle Vorwahlen mit anderen Providern verbindet, und das aber auch nicht mit allen, siehe z.B. http://www.sipgate.de/user/tarife.php?show=6
Ein VoIP-Provider ist nicht mit einem I-Net-Provider zu vergleichen da er völlig andere Dienstleistungen anbietet. Wenn man VoIP als Festnetzersatz benutzt bekommen die Festnetzteilnehmer vom VoIP-Provider überhaupt nix mit. Man ruft Festnetznummern an und ist auch selbst unter einer Festnetznummer erreichbar. Den Übergang VoIP <--> Festnetz realisiert der VoIP-Provider. Dass gewisse VoIP-Provider Restriktionen einführen, was ankommende Verbindungen von nicht_beim_betreffenden_VoIP_Provider_registrierten_Usern angeht ist schade, aber nun ja.

Daniel Rehbein schrieb:
Das Problem, das ich habe, ist sicherlich auch, daß ich nicht so recht weiß, was bei VoIP eigentlich genau abläuft.
Dem kann hier abgeholfen werden :)


Ein guter Einstieg ist http://de.wikipedia.org/wiki/VoIP

SIP-Protokoll: http://www.ietf.org/rfc/rfc3261.txt?number=3261

Auch interessant: Ein komplettes Debug-Log eines Sipura oder der SIPPS-Software. Da sieht man prima, was auf SIP-Ebene an Informationen ausgetauscht wird.

Spiele doch mal etwas mit der Suchfunktion im Forum herum, da sollte doch einiges auftauchen ...

Gruß,
exim
 
@rajo: Grmpf, da tippt man ohne Ende und dann steht das schonmal da ... ;)

Schönen Abend noch,
Gruß :)
 
Also, Lobhudeleien unter den Mitarbeitern sind ja eigentlich verpöhnt :hehe:, aber exim und rajo:

[schild=11 fontcolor=000000 shadowcolor=C0C0C0 shieldshadow=1]Ihr seid die Größten![/schild]

Großes Kompliment und Dankeschön für die prima Erklärung und Mühe! Das wurde so zu einem vortrefflichen Artikel für unsere "VoIP-FAQ". :-D
 
rajo schrieb:
Und warum macht man dann so seltsame Klimmzüge wie ENUM, um numerische Telephonnummern im DNS abzubilden?
Nun, es hat sich eingebürgert, dass Telefonnummern aus Zahlen bestehen, SIP-URIs jedoch wie email-Adressen aufgebaut sind. Ich möchte mal sehen, wie Du an einem VoIP-Telefon mit normalem Telefon-Ziffernblock sowas wie "[email protected]" eintippst... Viel Spass! ;)

Ist das denn nicht ein Rückschritt?

Damals in Bildschirmtext meinte man, daß der Benutzer hauptsächlich mit einer Zehnertastatur arbeitet und zwischen Stern und Raute Seitennummern eintippt. Tatsächlich wurde aber hauptsächlich über den Anbieternamen zu den Angeboten gesprungen. Da die Anbieternamen keine eineindeutige Zuordnung waren, sondern immer nach Substrings gesucht wurden, kamen dann ja Sexanbieter auf die Idee, Namen wie z.B. "Adacom Quellen der Lust" zu registrieren, wodurch sie dann unter "ADAC" und "Quelle" gefunden wurden. Erst in den 90ern führte die Deutsche Bundespost in Btx eindeutige Anbieternamen ein, so daß man dann z.B. mit der Eingabe von *quelle# direkt zu dem Versandhändler Quelle kam.

Im Internet hatte man von Anfang an Domainnamen implementiert, zuerst über Hosts-Dateien, ab 1983 über das heute noch verwendete DNS. Die Adresse http://daniel.rehbein.net/ ist einfach leichter merkbar als http://3586535287/ oder http://213.198.47.119/

Und E-Mail-Adressen kommen ohne die Domainnamen gar nicht mehr aus. Zwar ist es auch möglich, in E-Mail-Adressen nach dem "@" eine IP-Adresse zu nennen (die muß dann in eckigem Klammern stehen), aber die meisten Mailserver werden einer solchen Adresse keinen Empfänger zuordnen können, weil keiner dafür konfiguriert ist.

Doch bei Voice will man jetzt genau dem umgekehrten Weg gehen und sprechende Namen durch anonyme Ziffern ersetzen. Dabei wäre doch z.B. daniel-rehbein.de wesentlich leichter zu merken als etwa +49231482266. Und spätestens der Siegeszug von SMS hat gezeigt, daß man auch mit Telephontastaturen Buchstaben tippen kann. Und im Zweifelsfall ist die leichte Merkbarkeit mehr wert und möglichst einfaches eintippen. Wenn ich die Nummer nicht kenne, nützt es mir auch nichts, daß die einfacher zu tippen ist als ein sprechender Name.

Daniel Rehbein
http://www.daniel-rehbein.de
 
@ Daniel:

Also, nun verstehe ich Dich langsam nicht mehr. Was fehlt Dir denn noch als Erklärung?

Innerhalb des Internets geht es ohne Provider, willst Du mehr - und "VoIP" schickt sich ja an, irgendwann mal klassische Festnetztelefonie zu ersetzen -, braucht es einen Provider, der Dir das ermöglicht - oder wie willst Du alleine sonst ins Festnetz kommen und von dort erreichbar sein?

Der Übergang ins Festnetz wird aber noch sehr lange nötig sein, denn mit VoIP alleine bist Du nun mal nicht für alle Welt erreichbar und kannst nicht alle Welt erreichen.

Du argumentierst aber immer bezogen auf rein Internet-basierte Anwendungen, wie eben Mail, Domains etc.

Ansonsten erkläre doch bitte mal, wie Du Dir VoIP und Festnetz vorstellst.
 
Die Antworten waren ja durchaus recht ausführlich und lehrreich. Vielen Dank für die Mühe :)

Was mir aber fehlt, so etwas wie eine URL für Voice, die ich generell angeben und z.B. im Impressum einer Website verlinken kann. Wenn ich mir Impressumsseiten anschaue von Websites, auf denen was über VoIP steht, dann finde ich in der Regel gewöhnliche Rufnummern mit Zusätzen wie "Rufnummer Sipgate" oder "Rufnummer Nikotel". Dabei ist der Benutzer doch, wenn er auf die Impressumsseite geht, im Internet, also im Bereich der IP-Kommunikation. Und da ist es doch eigentlich widersinnig, daß er für VoIP die auf der Webseite angezeigte Telephonnummer erst noch von Hand abtippen muß und daß er auch noch je nachdem, welchen VoIP-Provider er nutzt, unterschiedliche Vorwahlen ergänzen muß, anstatt direkt einen Link anklicken zu können.

Während man in der Regel die E-Mail-Adresse direkt als klickbaren Link hinterlegt und jeder (egal, aus welchem Land, über welchen Provider, etc) mit mit seinem Mailclient direkt eine Mail schreiben kann, sehe ich bei VoIP ein Wirrwarr verschiedener Provider.

Wie geht man denn vor, wenn man unabhängig von einem VoIP-Provider erreicht werden will? Es war ja mehrfach die Rede daon, daß man VoIP innerhalb des Internet auch ohne VoIP-Provider nutzen kann. Muß man dann auf seiner Impressumsseite (oder sonstwo, wo man im Internet seine Telephonnummer angibt) dem Anwender erst erklären, wie er sein SoftPhone, seinen TAE-Adapter (oder was er sonstso hat) konfigurieren muß?

Generell gehe ich davon aus, daß einem sprechenden Namen die Zukunft gehört. Die aus Ziffern aufgebauten Telephonnummern sind ein Überbleibsel aus der Zeit der mechanischen Wähler, in denen es technisch am einfachsten war, Telephonanschlüsse über Ziffernfolgen anzusteuern. Für den Benutzer sind die zu merkenden Ziffernfolgen lediglich eine technische Krücke. Sprechende Namen wären da doch viel besser.

Ich würde liebend gerne überall, wo ich (z.B. in einem Formular) nach meiner Telephonnummer gefragt werden, einen sprechenden Namen wie z.B. daniel-rehbein.de anstatt einer anonymen Ziffernfolge eintragen. Aber wie kann ich so etwas machen, wenn die Adresse, die der Anrufer wählen muß, abhängig davon ist, bei welchem VoIP-Provider sich dieser angemeldet hat?

Eine aus Ziffern bestehende Rufnummer kann man ja weiterhin zusätzlich haben. Es gibt ja auch Personen, die eine Fax2Mail-Rufnummer bei einem Fax2Mail-Provider unterhalten, um nicht nur aus dem Internet per E-Mail, sondern auch aus dem herkömmlichen Fernsprechnetz per Telefax erreichbar zu sein. Trotzdem muß ja dann nicht die E-Mail-Adresse zwingend die Faxnummer beinhalten und man kann im Web einen Link zu der E-Mail-Adresse anbieten, den auch Personen anklicken und kostenlos anschreiben können, die nicht bei dem betreffenden Fax2Mail-Anbieter registriert sind. Die Personen, die eine Mail schreiben, müssen ja noch nicht einmal wissen, daß der Empfänger auch ein Fax2Mail-Gateway nutzt.

Wenn ich VoIP richtig verstehe, bin ich, sobald ich mich bei einem VoIP-Anbieter registriere (der ja analog zu einem Fax2Mail-Anbieter quasi ein POTS2SIP- bzw ISDN2SIP-Provider ist) an diesen Provider gebunden, d.h. es können mich nur Personen kostenlos via Internet anrufen, die bei demselben Provider registriert sind oder bei einem Provider, der über eine Vorwahlnummer mit meinem Provider verbunden ist. Die Anrufer müssen also wissen, welchen VoIP-Provider ich nutze und sich danach richten.

Was kann ich tun, um dieses Dilemma aufzulösen?

Daniel Rehbein
www.daniel-rehbein.de
 
Daniel Rehbein schrieb:
Wenn ich VoIP richtig verstehe, bin ich, sobald ich mich bei einem VoIP-Anbieter registriere (der ja analog zu einem Fax2Mail-Anbieter quasi ein POTS2SIP- bzw ISDN2SIP-Provider ist) an diesen Provider gebunden, d.h. es können mich nur Personen kostenlos via Internet anrufen, die bei demselben Provider registriert sind oder bei einem Provider, der über eine Vorwahlnummer mit meinem Provider verbunden ist. Die Anrufer müssen also wissen, welchen VoIP-Provider ich nutze und sich danach richten.
Nein! Wie oft denn noch ;)

Nach wie vor SIP: Der UserAgent muß ja unter irgendeiner IP-Adresse erreichbar sein. Also ist man unter sip:[email protected]:5060 für VoIP über SIP erreichbar. Wenn diese IP-Adresse unter einem Domänenname erreichbar ist, z.B. mydomain.de, ist man auch unter sip:[email protected]:5060 für VoIP über SIP erreichbar. Wenn das VoIP-Telefon auch über eine Festnetznummer erreichbar sein soll dann kann man sich seinen eigenen PSTN-VoIP-Gateway bauen, z.B. mit einem SPA-3000. Wenn man aber sowieso einen Festnetzanschluß hat benötigt man auch nicht zwingend VoIP - der Gag an VoIP ist ja, dass man auf einen Festnetzanschluß verzichten kann, aber trotzdem unter einer Festnetznummer erreichbar ist - wenn man einen VoIP-Provider nutzt, welcher einen Festnetzgateway betreibt.

Bei mir sieht es mit Erreichbarkeit z.B. so aus, VoIP-Provider ist Nikotel:
1. sip:[email protected]:5060
2. sip:[email protected]:5060
3. sip:[email protected]:5060
4. 030-818xxxxxx

Der VoIP-Adapter registriert sich mit meinen Userdaten bei Nikotel. Im Ergebnis ist dann
1. SIP-Nummer, direkter Zugriff auf meinen Nikotel-Account. Ob diese sip-Nummer von nicht-Nikotel-Leuten erreichbar ist ist eine Frage des Providers. Bei Nikotel funktioniert das z.B. nicht. Noch nicht. Die Verbindung zu meinem UA realisiert Nikotel.
2. SIP-Nummer, Zugriff auf die Nikotel-interne Nummer. Als Nikotel-User hat man auch eine N-interne Nummer, welche durch N auf meine N-UserID gemappt wird. Die Verbindung zu meinem UA realisiert Nikotel.
3. SIP-Nummer, direkte Verbindung zu meinem UA unter Umgehung des Providers. Damit ist mein UA SIP-VoIP-technisch für jedermann erreichbar. Bei mir ist eben mydomain.org einfach die auf einen dyndns-Namen gemappte externe IP meines UA. Die Verbindung zu meinem UA wird vom UA des Anrufenden realisiert.
4. Festnetznummer. Diese Festnetznummer stammt vom Provider, in meinem Fall eben Nikotel. Wenn jemand diese Festnetznummer anruft landet er beim PSTN-Gateway von Nikotel. Dieser stellt den Anruf an meinen bei Nikotel registrierten UA durch.

In allen vier Fällen klingelt mein am UA angeschlossenes Telefon. Ich nutze als UA einen VoIP-Adapter, also ein Stück Hardware.

Soll heissen um providerunabhängig zu sein gibt man in diesem Fall zweckmässigerweise im Impressum neben der Festnetznummer (welche ja auch auf dem VoIP-Telefon ankommt) die Variante 3 für VoIP-Verbindungen an.

www.daniel-rehbein.de zeigt auf 192.67.198.3. Das ist die IP Deines Webservers. Das bringt Dich aber nicht weiter da der SIP-UA in der Regel eine andere IP-Adresse als der Webserver hat (kann man auch anders realisieren, Stichwort Asterisk, aber das ist nicht Gegenstand dieser Betrachtungen). Was Du nun machen könntest wäre das Erstellen eines DNS-Eintrags wie z.B. sip.daniel-rehbein.de, welcher dann eben auf die IP deines SIP-UA zeigt. Den UA konfigurierst Du für SIP-Port 5060, trägst irgendeine UserID ein, z.B. "daniel" und bist dann ab sofort unter sip:[email protected]:5060 erreichbar. Aber eben nur für VoIP. Wenn eine Festnetznummer da ankommen soll gibt es wie schon geschrieben die Möglichkeit, selbst zu basteln (SPA-3000, Azacall 200, Asterisk PBX, ...) - aber dazu benötigt man dann eben auch eine Festnetzleitung. Oder man geht zu einem VoIP-Provider wie eben hier im Beispiel Nikotel, welcher eine Festnetznummer auf Deinen SIP-VoIP-UA mappt. Und dafür muss der UA natürlich beim VoIP-Provider registriert sein - woher soll der VoIP-Provider sonst wissen, an welche IP-Adresse er das ankommende Festnetzgespräch weiterleiten soll ...

Soweit verständlich?


Ein Problem ganz anderer Art stellt jedoch teilweise die Zur Zeit verfügbare SIP-VoIP-Hardware dar. Mit einem UA von z.B. Grandstream ist es nur schwer möglich, eine Nummer wie sip:[email protected]:5060 anzurufen. Das ist jedoch eine Limitierung des speziellen UA und nicht allgemeingültig. Mit Sipura-Adaptern oder SIP-Software klappt das z.B. wunderbar. Soll heissen dass am Ende die Nummer sip:[email protected]:5060 eine feine Sache ist, sie aber von manchen Leuten nicht angerufen werden kann, da deren UA technisch nicht oder nur extrem umständlich in der Lage ist, solch eine Nummer zu wählen ...
 
@ exim

das hast du aber toll erklärt , sehr schön :blonk:
 
Daniel Rehbein schrieb:
Ist das denn nicht ein Rückschritt? [...]
Doch bei Voice will man jetzt genau dem umgekehrten Weg gehen und sprechende Namen durch anonyme Ziffern ersetzen. Dabei wäre doch z.B. daniel-rehbein.de wesentlich leichter zu merken als etwa +49231482266. Und spätestens der Siegeszug von SMS hat gezeigt, daß man auch mit Telephontastaturen Buchstaben tippen kann.
Gilt das denn auch fuer Deine Oma? Siehste...

Der Punkt ist ganz einfach: wir werden noch lange mit dem "Mischbetrieb" VoIP und PSTN leben muessen. Und gerade User, die einen VoIP-Teilnehmer aus dem Festnetz anrufen wollen, muessen zwangslaeufig mit der Nummerntastatur arbeiten. Das System mit den Nummern ist den Leuten bekannt, sie haben sich daran gewoehnt, es funktioniert. Wer sich eine seltene Telefonnummer nicht merken kann, der muss eben ein Telefonbuch nutzen, oder eben die Telefonbuchfunktion seines Telefons (so vorhanden).
Und ganz im Ernst: es wuerde Dir ziemlich sicher sehr schnell tierisch auf den S*ck gehen, wenn Du diese SMS-artige Tipperei auf der Tastatur eines Telefons anwenden muesstest, um jemanden anzurufen.

Wenn Du von einem PC aus per VoIP telefonierst, kannst Du (wie schon gezeigt) auch die "andere" Methode waehlen.
 
exim schrieb:
Nach wie vor SIP: Der UserAgent muß ja unter irgendeiner IP-Adresse erreichbar sein. Also ist man unter sip:[email protected]:5060 für VoIP über SIP erreichbar. Wenn diese IP-Adresse unter einem Domänenname erreichbar ist, z.B. mydomain.de, ist man auch unter sip:[email protected]:5060 für VoIP über SIP erreichbar. Wenn das VoIP-Telefon auch über eine Festnetznummer erreichbar sein soll dann kann man sich seinen eigenen PSTN-VoIP-Gateway bauen, z.B. mit einem SPA-3000. Wenn man aber sowieso einen Festnetzanschluß hat benötigt man auch nicht zwingend VoIP - der Gag an VoIP ist ja, dass man auf einen Festnetzanschluß verzichten kann, aber trotzdem unter einer Festnetznummer erreichbar ist - wenn man einen VoIP-Provider nutzt, welcher einen Festnetzgateway betreibt.

Bei mir sieht es mit Erreichbarkeit z.B. so aus, VoIP-Provider ist Nikotel:
1. sip:[email protected]:5060
2. sip:[email protected]:5060
3. sip:[email protected]:5060
4. 030-818xxxxxx

Kann man denn diese Adresse als Link auf seine Homepage stellen? Ich habe bisher nirgends solche Links gesehen. Bei der erweiterten Suche von Google habe ich mal bei "Seiten suchen, die einen Link auf die folgende Seite enthalten" den Text "sip:*" eingegeben, erhalte als Ergebnis allerdings Seiten, wo im Text hineinander die Wörter "Link Sip" stehen :-(

Was spricht gegen die Verwendung eines Links A HREF="sip:..."? Irgendeinen Grund muß es ja geben, daß mir noch kein solcher Link über den Weg gelaufen ist?

Ich habe bei meinen Webseiten Wert darauf gelegt, sie möglichst barrierefrei zu halten. Das heißt, ich benutze keine browserspezifischen Tags oder Attribute, mache die Benutzbarkeit nicht vom Funktionieren aktiver Inhalte (Flash, Java, Javascript, ActiveX) abhängig, achte auf sinnvolle Alternativtexte insbesondere bei Layout- und Navigationsgraphiken und prüfe meine Seiten auf valides HTML. Es kann also auch ein Blinder mit Textbrowser und Braillezeile meine Website ertasten. Wie verhält sich dies, wenn ich sip-Links einbaue? Funktionieren diese browser- und systemunabhängig?

Was muß ich denn tun, wenn ich in meiner SIP-URL keinen Providernamen stehen haben will? Wenn ich unter einer bestimmten VoIP-Adresse Anrufe entgegennehme, möchte ich ja auch bei meinen ausgehenden VoIP-Verbindungen diese Adresse als Anruferkennung übermitteln. Bei dem Dienst E-Mail ist ein wesentliches Problem die fehlende Prüfung der Absenderadresse, was dazu führt, daß Spam, Viren und Würmer vertrauenswürdig aussende Absender tragen und Unschuldige Personen (deren Adresse zufällig als Absender verwendet wurde) den Zorn von technisch unerfahrenen Spam-Empfängern erhalten. Als Antwort darauf hat man digitale Signaturen eingeführt, mit denen der Absender seine Identität bestätigt. Ein anderer Weg sind SPF-Records, mit denen das Zonefile zu einer Domain nicht nur definiert, wer Mails dieser Domain entgegennimmt (MX-Records), sondern auch, wer Mails dieser Domain versenden darf (SPF= Sender permitted from). Beides hat sich (zumindest bisher) nicht durchgesetzt. Als Folge davon ist es heute insbesondere bei großen Providern (t-online.de, web.de) nicht mehr möglich, E-Mails von einem Dialup-Zugang direkt per SMTP zuzustellen. Wie ist das bei SIP gelöst? Wenn ich von meinen Dialup-Zugang ohne Benutzung eines VoIP-Providers direkt eine Verbindung zu einem anderen SIP-Nutzer aufbaue, wie weise ich dann nach, daß ich Daniel Rehbein bin? Oder gibt es auch bei SIP keine Verifizierung des Absenders und ich muß damit rechnen, daß es in Bälde nicht mehr möglich sein wird, von einem Dialup-Zugang ohne Einschaltung eines VoIP-Providers direkt SIP-Verbindungen aufzubauen?

exim schrieb:
www.daniel-rehbein.de zeigt auf 192.67.198.3. Das ist die IP Deines Webservers. Das bringt Dich aber nicht weiter da der SIP-UA in der Regel eine andere IP-Adresse als der Webserver hat.

In der Tat. 192.67.198.3 ist ein Webserver von Strato, auf dem zahlreiche Websites gehostet werden. Das ist ja das generelle Manko bei so gut wie allen für die Privatperson erschwinglichen Hosting-Angeboten. Da bei SMTP (E-Mail) und HTTP der Domainname nicht nur zur DNS-Auflösung verwendet wird, sondern auch innerhalb des Request übermittelt wird, ist es möglich, zahlreiche Domains unter derselben IP-Adresse zu verwalten. Sobald ich aber weitere Dienste einrichten will, z.B. einen eigenen Usenet-Server (NNTP) oder einen öffentlichen FTP-Zugang, brauche ich eine eigene IP-Adresse, weil bei diesen Protokollen eben leider nicht der angefragte Domainname übermittelt wird.

Wie ist das bei SIP? Wird bei SIP der Domainname im Request übermittelt? Ist es also möglich, verschiedene SIP-Server auf derselben IP-Adresse zu hosten, ist also zu erwarten, daß Webspace-Provider (Puretec, Strato, ...) in naher Zukunft ihren Kunden auch SIP-Adressen unter deren eigener Domain anbieten?


exim schrieb:
Ein Problem ganz anderer Art stellt jedoch teilweise die Zur Zeit verfügbare SIP-VoIP-Hardware dar. Mit einem UA von z.B. Grandstream ist es nur schwer möglich, eine Nummer wie sip:[email protected]:5060 anzurufen. Das ist jedoch eine Limitierung des speziellen UA und nicht allgemeingültig.

Ist das denn überhaupt erstrebenswert, an dem alten System der Nummernwahl festzuhalten und für VoIP entsprechende Geräte zu verwenden?

Früher war es (insbesonderen im internationalen Verkehr) üblich, schriftliche Nachrichten, die unmittelbar ankommen sollten, per Telex (Fernschreiber) zu übermitteln. Mit dem Siegszug des WWW und der dadurch einsetzenden Verbreitung des Internet in den 90ern wurde Telex als schriftliches und schnelles Kommunikationsmedium weitgehend durch E-Mail ersetzt. Es hat aber nie eine Konvergenz zwischen Telex und E-Mail gegeben. Mir ist keine einzige Person oder Firma bekannt, die bei der Einführung von E-Mail darauf geachtet hätte, möglichst einfach aus dem Telex-Netz erreichbar zu sein. Statt dessen bestehen Telex und E-Mail als zwei getrennte Medien nebeneinander (mit gegen Geld nutzbaren Gateways). Auf der Seite http://www.business.telekom.de/produkte/page.php?id=178 kann man die aktuelle Telex-Auskunft aufrufen. Wenn man dort mal Allgemeinbegriffe wie "Botschaft", "Polizei" oder "Stadtverwaltung" gibt, sieht man das tatsächlich noch Telex-Anschlüsse existieren. Telex und E-Mail existieren also nach wie vor als zwei getrennte internationale Kommunikationsmöglichkeiten.

Warum soll ich VoIP und POTS bzw ISDN genauso nebeneinander existieren? Das System der Nummern sehe ich nicht nur als technische Krücke zur Teilnehmeridentifizierung, sondern auch als System, eine bestimmte Abrechnungsform (der Anrufer zahlt alles) aufrechtzuerhalten.
Warum soll ich mit hohen Verbindungspreisen dafür zahlen, daß derjenige, den ich anrufen will, den Grundpreis für seinen Telephonanschluß einsparen will und sich ein Prepaid-Handy zugelegt hat? Warum muß unser Sohn seinen Schulfreund (der zu Hause ist) abends um 23 Uhr zu teuren Handy-Entgelten anrufen, nur weil die Eltern es nicht packen, für ihren Sohn eine eigene Rufnummer am ISDN-Anschluß einzurichten? Warum muß ich selbst mit XXL-Tarif den hohen Preis zu einer 01805-Rufnummer zahlen, nur weil die Firma, bei der ich etwas bestellen will, dafür kostenlos graphische Statistiken erhält? Warum soll ich ein Vielfaches der normalen Gesprächstarife zahlen, nur weil mein Kumpel meint, eine 0700er-Rufnummer sei schick? Wenn ich VoIP als separates Netz ohne den Ballast des alten Fernsprechnetzes sehe, dann fällt dieser ganze Schmarn weg. Im Internet zahlt jeder seine Verbindungskosten selbst. Wer mobil erreichbar sein will, kann im Internet nicht seine Kosten dem Anrufer auferlegen. Wer Anrufmanagement und Statistiken haben will, muß selbst dafür sorgen. Im Internet muß ich nicht vor jeder URL, oder vor jeder E-Mail-Adresse überlegen, was das denn nun kostet. Insofern sehe ich Riesenvorteile für die Transparenz der Kosten, wenn man mit den alten Prinzipien des Fernsprechnetzes bricht und hoffentlich irgendwann VoIP die hauptsächlich genutzte elektrische Sprachkommunikation ist.
 
Kann man denn diese Adresse als Link auf seine Homepage stellen? Ich habe bisher nirgends solche Links gesehen.

Ja -> http://graphics.cs.uni-sb.de/~rainer/about.html
Der Grund warum sowas nicht verbreitet ist, könnte zum einen daran liegen, dass die Zahl der VoIPler erst allmählich steigt und zum zweiten noch AFAIK kein Programm auch dem Browser die passenden Adress-typ beibringt.

Abgesehen davon finde ich Links: http://www.google.com/search?hl=en&lr=&ie=UTF-8&q=href=sip:&btnG=Search

Was muß ich denn tun, wenn ich in meiner SIP-URL keinen Providernamen stehen haben will?
Gib die "alte" Festnetznummer an, pack ENUM-Einträge hinter die Festnetznummer und schon gehts über VoIP.


Wie ist das bei SIP gelöst? Wenn ich von meinen Dialup-Zugang ohne Benutzung eines VoIP-Providers direkt eine Verbindung zu einem anderen SIP-Nutzer aufbaue, wie weise ich dann nach, daß ich Daniel Rehbein bin?
Derzeit gar nicht. Wenn ich meinem kphone sage, dass ich jetzt Daniel Rehbein bin, dann joo... bin ich das :)

Anders verhält es sich hier wenn der Anruf direkt von einem VoIP-Provider kommt -- hier kann man schon davon ausgehen, dass das wohl stimmt.

Wobei das RFC durchaus die Verwendung von S/MIME-Zertifikaten vorsieht (Seite 200ff) -- jedoch an der Umsetzung mangelt es. Genau so wie z.B. Verschlüsselung des Audiostromes mit SRTP derzeit auch fast nirgendwo zu finden ist.

Oder gibt es auch bei SIP keine Verifizierung des Absenders und ich muß damit rechnen, daß es in Bälde nicht mehr möglich sein wird, von einem Dialup-Zugang ohne Einschaltung eines VoIP-Providers direkt SIP-Verbindungen aufzubauen?
Dafür hat man ja seinen Asterisk und schickt Anrufer erstmal in die
Telemarketer Torture ;)

Wie ist das bei SIP? Wird bei SIP der Domainname im Request übermittelt?
SIP-Nachrichten enthalten IP-Addresse/Domain und Port des Endgerätes
Code:
SIP Signalisierung 
REGISTER sip:stud.uni-saarland.de SIP/2.0
Via: SIP/2.0/UDP 192.168.1.2
CSeq: 3241 REGISTER
To: "Rainer" <sip:[email protected]>
Authorization: Digest username="user", realm="stud.uni-saarland.de", Expires: 900
From: "Rainer" <sip:[email protected]>
Call-ID: [email protected]
Content-Length: 0
User-Agent: kphone/4.0.3
Event: registration
Allow-Events: presence
Contact: "Rainer" <sip:[email protected];transport=udp>;methods="INVITE, MESSAGE, INFO, SUBSCRIBE, OPTIONS, BYE, CANCEL, NOTIFY, ACK, REFER"

...wobei noch anzumerken ist, dass der eigentliche SIP-Server nicht unter "stud.uni-saarland.de" zu erreichen ist und für stud.uni-saarland.de lediglich ein SRV-Record auf den eigentlichen SIP-Server gesetzt ist.

Ist das denn überhaupt erstrebenswert, an dem alten System der Nummernwahl festzuhalten und für VoIP entsprechende Geräte zu verwenden?
Überleg mal folgendes: VoIP will herkömmliche Telefonie ersetzen. Telefonie ist einfach, das hat nix mit technik zu tun, das kann meine Oma. Zahlen wählen ist einfach, ist bekannt. Jetzt stell mal jemandem ein Cisco 7960 auf den Tisch und sag dem, dass das ein VoIP-Telefon ist. Die Leute werden schreien, Angst haben zu wählen und lieber in den Nachbarraum zum ISDN-Telefon rennen, weil das "alles ja sonst vieeel zu kompliziert ist". Sagt man jedoch nichts davon dass es ein VoIP-Telefon ist, werden die Leute direkt erkennen wie das Ding zu benutzen ist und munter drauflostelefonieren und ganz überrascht reagieren, wenn man denen sagt, dass das jetzt ein VoIP-Gespräch war ;)

Ganz davon abgesehen: es wird *immer* *irgendwo* "herkömmliche" Telefongeräte geben. Allein schon aus Gründen, dass z.B. in öffentlichen Gebäuden sowas wie Notfalltelefone Vorschrift sind, und kein Mensch will derzeit in die hintersten Lagerräume, Fahrstühle etc. Cat5 verlegen und teure IP-Telefone an die Wand nageln. Da ist "alte" Technik aus zwei verdrillten Litzen viel flexibler und tut auch ihren Dienst.

Warum soll ich VoIP und POTS bzw ISDN genauso nebeneinander existieren? Das System der Nummern sehe ich nicht nur als technische Krücke zur Teilnehmeridentifizierung, sondern auch als System, eine bestimmte Abrechnungsform (der Anrufer zahlt alles) aufrechtzuerhalten.
Weil sonst VoIP zur Insellösung verdammt wäre. Was nützt mir mein schönes VoIP wenn ich keine Möglichkeit habe Leute zu erreichen, die ISDN haben und ich für ISDN-Teilnehmer unerreichbar bin?

Abgesehen davon ist der Mensch faul und neigt dazu bekanntes und bewährtes gerne weiterzuverwenden :D

Nichtsdestotrotz steht es jedem Frei alternative Möglichkeiten zu erfinden... ;)
 
rajo schrieb:

Aha! ;-) Endlich mal ein Fall, wo tatsächlich ein Link existiert. Welchen Grund hat es, daß die Domain für SIP enum.rz.uni-saarland.de und nicht einfach nur uni-saarland.de lautet?

rajo schrieb:
(Vergleich mit Absenderfälschung bei E-Mail)

Wie ist das bei SIP gelöst? Wenn ich von meinen Dialup-Zugang ohne Benutzung eines VoIP-Providers direkt eine Verbindung zu einem anderen SIP-Nutzer aufbaue, wie weise ich dann nach, daß ich Daniel Rehbein bin?
Derzeit gar nicht. Wenn ich meinem kphone sage, dass ich jetzt Daniel Rehbein bin, dann joo... bin ich das :)

Das ist ja Käse. Dann muß ich also bei weiterer Verbreitung von VoIP damit rechnen, daß ich analog zu SMTP von einem Dialup-Account zu vielen Kommunikationspartnern keine direkten SIP-Verbindungen ausbauen kann.

rajo schrieb:
SIP-Nachrichten enthalten IP-Addresse/Domain und Port des Endgerätes

Meinst Du mit "Domain" die reverse-DNS-Auflösung der IP-Adresse (also z.B. pD9E1E180.dip.t-dialin.net) oder ist ein Domainname gemeint, der explizit als Absender-Domain konfiguriert wird und der zu der betreffenden IP-Adresse auflöst?

rajo schrieb:
...wobei noch anzumerken ist, dass der eigentliche SIP-Server nicht unter "stud.uni-saarland.de" zu erreichen ist und für stud.uni-saarland.de lediglich ein SRV-Record auf den eigentlichen SIP-Server gesetzt ist.

Jetzt habe ich erst mal ein wenig gegoogelt ;-) SRV-Records waren mir bisher nicht bekannt. Verstehe ich den Sachverhalt richtig, daß SRV-Records sowas ähnliches wie CNAME-Records sind, nur mit der Besonderheit, daß sie sich auf eine bestimmte Kombination von Protokoll und Portnummer beziehen?

Ich könnte also für meinen Internet-Zugang eine dyndns.org-Domain einrichten und dann bei einer Domain, bei der ich das Zonefile selbst verwalte, weiterhin das A-Record auf die IP-Adresse meines Webspace-Providers zeigen lassen, während ich ein SRV-Record so definiere, daß SIP-Verbindungen bei meiner dyndns.org-Domain ankommen?

Warum sehe ich bei einer DNS-Abfrage mit http://www.dnsstuff.com/tools/lookup.ch?name=stud.uni-saarland.de&type=ALL die genannten SRV-Records nicht?

rajo schrieb:
Überleg mal folgendes: VoIP will herkömmliche Telefonie ersetzen. Telefonie ist einfach, das hat nix mit technik zu tun, das kann meine Oma. Zahlen wählen ist einfach, ist bekannt. Jetzt stell mal jemandem ein Cisco 7960 auf den Tisch und sag dem, dass das ein VoIP-Telefon ist. Die Leute werden schreien, Angst haben zu wählen und lieber in den Nachbarraum zum ISDN-Telefon rennen, weil das "alles ja sonst vieeel zu kompliziert ist".

Wie konnte sich denn dann E-Mail durchsetzen? Bei E-Mail war es gar nicht möglich, jemanden weißzumachen, er würde da in Wirklichkeit etwas tun, was mit EDV gar nichts zu tun hätte. Trotzdem laufen die Leute nicht schreiend weg, sondern kommunizieren über E-Mail.

Edit 23:10 Uhr:

Daniel Rehbein (Das bin ja ich!) schrieb:
Verstehe ich den Sachverhalt richtig, daß SRV-Records sowas ähnliches wie CNAME-Records sind, nur mit der Besonderheit, daß sie sich auf eine bestimmte Kombination von Protokoll und Portnummer beziehen?

Ich könnte also für meinen Internet-Zugang eine dyndns.org-Domain einrichten und dann bei einer Domain, bei der ich das Zonefile selbst verwalte, weiterhin das A-Record auf die IP-Adresse meines Webspace-Providers zeigen lassen, während ich ein SRV-Record so definiere, daß SIP-Verbindungen bei meiner dyndns.org-Domain ankommen?

Bei welchen freien DNS-Servern kann ich SRV-Records setzen? Ich verwalte das Zonefile zu meiner bei Networksolutions registrierten Domain rehbein.net über den kostenlosen DNS-Service von everydns.net (deswegen gibt's z.B. eine Webseite http://daniel.rehbein.net/ ). Jedoch kann ich bei everydns.net nur A-, CNAME-, NS- und MX-Records definieren.

Daniel Rehbein
www.mein-westfalen.de
 
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