Entscheidungskriterien für/gegen VoIP

cadmark

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16 Jan 2010
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Hallo an die Teilnehmer dieser Diskussion

ersteinmal eine kurze Vorstellung meiner selbst und meines Anliegens. Beruflich habe ich mit den Thema VoIP oder IT-Technik überhaupt nichts zu tun. Auch meine persönlichen Kenntnisse an IT-Technik sind sehr oberflächlich.
Ich nehme an einer gemeinsamen Weiterbildungsmaßnahme für zukünftige Führungskräfte teil. Hierzu haben sich mehrere Firmen zusammangeschlossen, um ein Traineeprogramm auflegen zu können. Die Größe des Unternehmensverbundes umfaßt mehrere 10.000 Mitarbeiter. Unser Thema dazu lautet "Einführung VoIP in einem global agierenden Unternehmen". Ziel unseres Projektes ist einen Leitfaden zu erarbeiten, welcher es den Management der teilnehmenden Firmen ermöglicht, aufzuzeigen was bei der Einführung von VoIP zu beachten ist.
Die Fragestellung von benhum "dem Kunden verklickern soll, dass er seine alte, sehr gut funktionierende klassische TK-Anlage gegen eine moderne VoIP-Anlage austauschen sollte"ist für mich natürlich sehr interessant und dürfte eine gute Disskusionsgrundlage ergeben. Unsere Ausarbeitung soll nämlich genau den vorzeitigen und wirtschaftlich nicht gerechtfertigten Austausch einer vorhandenen Anlage verhindern. Jedoch soll auch ganz klar aufgezeigt werden, wann aus technischer Sicht ein Austausch sinnvoll ist. Wir wollen zukunftsfähige Lösungen aufzeigen und verhindern, dass ein Unternehmen zu spät in inovative Kommunikationstechniken investiert.
Ich freue mich auf weitere Meinungen zu pro und kontra VoIP. Bin auch über jeden Tipp dankbar, welcher es uns ermöglicht die Einführung VoIP genau zu durchleuchten. Momentan sind wir dabei eine Checkliste oder besser gesagt ein Tool zu programmieren, welche den Management eine Entscheidungsgrundlage bei der Einführung von VoIP gibt. Leider haben wir uns hier aber etwas "festgefahren" und kommen nicht mehr so recht weiter.
Ich danke schon mal im Vorraus für weitere Beiträge.

Gruß Cadark
 
Einfache Faustregel:
Wenn einer VoIP verkaufen will, aber selbst keine gute Begründung findet für den konkreten Kunden, ist die Wahrscheinlichkeit groß, daß der es nicht braucht.
 
Ich habe aufgrund der Vorbelastung des anderen Threads dieses Thema mal abgetrennt.

@cadmark,
was Du hier fragst, ist normalerweise (und erst recht in einem größeren Unternehmen oder Verbund) nicht eine Frage, die sich kurz mal in einem Forum beantworten läßt, sondern einiges an Arbeit bedeutet. Da das Thema recht komplex ist und auch nicht mit 20 Fragen schnell mal entschieden werden kann, sollte ein erfahrener Berater Euch begleiten.

Ein paar Fragen helfen Euch zunächst mal, Euer eigenes Telefonieverhalten und die Anforderungen zu verstehen.

- Welche Standorte und wie viele in welchen Ländern gibt es?
- Wie viele Mitarbeiter sind an welche Unternehmensstandorten?
- Wie viele Mitarbeiter sind in Home Offices oder anderen quasi-stationären Punkten bei der Arbeit?
- Wie viele Mitarbeiter sind mobil unterwegs im wechselnden Einsatz? In welchen Regionen/Ländern?
- Welche Personen von welchen Standorten/Lokationen aus müssen mit wem kommunizieren? Wie viel in welcher Zeit und wie oft?

Das geht in Richtung der geographischen Verteilung, der Anzahlen von Mitarbeitern an Lokationen und deren Gesprächsverhalten/-volumina. Wer viel telefoniert, kann viel sparen... wie, das hängt vom Einzelfall ab.

Dann gibt es sicher von der IT gewisse Richtlinien, d.h. kennen die sich mit Windows aus, kann ich nicht mit Asterisk kommen. Also:
- Welche Telefonanlagen werden heute betrieben?
- Welche Ausstattung haben diese Telefonanlagen (Amtsleitungen, Funktionen, Teilnehmerzahlen)?
- Welche Integrationen mit Anwendungen bestehen (z.B. CTI, Call Center)?
- Gibt es eine Unternehmensstrategie für bestimmte Betriebsplattformen oder Systeme?

Schließlich ist auch die Infrastruktur wichtig:
- Welche Netzwerkinfrastruktur gibt es innerhalb von Standorten?
- Welche Internetanbindungen haben diese Standorte?
- Welche Internetanbindungen haben Home Office Mitarbeiter?
- Welche Internetanbindungen kann man bei mobilen Mitarbeitern voraussetzen?

Vertragsseitig:
- Will man sich an einen externen Anbieter binden?
- Wenn ja, für wie lange?
- Wie weit will man die IT/Tk-Infrastruktur in eigener Regie betreiben/unter Kontrolle haben?
- Mit welchen Providern bestehen welche Verträge?

In Bezug auf die Features der Tk-Infrastruktur kannst Du dann alles der Reihe nach abfragen...
- Anrufweiterschaltungen
- Parallelrufe
- Konferenzschaltungen
- Anrufe vermitteln
- Zentrale und Wartefelder
- automatische Anrufverteilung (ACD)
- Abrechnungsfunktionen
- ...

Dann sollte die Bedeutung der Tk-Infrastruktur geklärt werden:
- Welche Bedeutung hat die Kommunikation für das Geschäft? Kritisch?
- Muss eine Ausfallstrategie bestehen? Sind das Handys?
- Welche Verfügbarkeit soll eine Tk-Anlage haben?
- ...

Und schließlich sollte man sich mal das gesamte heutige Tk-Budget anschauen und sehen, wo man damit pro Mitarbeiter eigentlich realistisch hin will.

Jetzt gibt es eine Reihe von Anforderungen, die Du auf verschiedene Szenarien abbilden kannst... dererlei gibt es sehr viele, da natürlich auch viele Architekturen und Provider. VoIP als Option kommt dabei ggf. auch vor.

Die Welt ist komplex und ich habe erst einen Teil der zu berücksichtigenden Punkte hier mal aufgeführt.

--gandalf.

PS: Vergiß das "Tool" für die Entscheidungshilfe. Es geht immer um Einzelfälle und Du kannst sehr viel Zeit damit verbringen, ein Tool zu programmieren... dann kommt ein neuer Provider oder eine neue Technologie mit neuer Preisstruktur auf den Markt und alles ist plötzlich anders.
 
Hallo Cadmark,

ich muss da gandalf, aus eigener Erfahrung - habe selbst schon entsprechende Maßnahmen in dieser Größenordnung vollzogen, vollkommen recht geben. - Pauschal geht da gar nichts. Solange das nicht präzise auf die Anforderungen eines Unternehmens passt, ist es sinnlos.
Und VoIP ist da sicherlich nicht der Titel des Projektes, sondern nur ein Unterpunkt, eine mögliche Maßnahme Anforderungen eines Kunden zu erfüllen. - Schließlich will das betroffene Unternehmen nicht VoIP sondern telefonieren. - Wie das dann im Endefekt gelöst ist, spielt eher eine nebensächliche Rolle.

Wie gandalf bereits aufführte müssen da vorab und - ganz wichtig - auch während der Umsetzung viele, ja sehr viele Einzelheiten geklärt werden.
Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass so eine 'übergestülpte' Entscheidung, die von oben beispielsweise durch eine entsprechendes Tool und nicht aus der Technikebene kommt, nichts Wert ist. - Du kannst schließlich über solche Lösungen niemals alle Anforderungen abdecken. Und schon eine kleinste Spezialanforderung kann das Ergebnis vollständig kippen.

Ein externer Berater für ein derartig gelagertes Thema ist schön und gut, allerdings wohl kaum objektiv und zudem spätestens nach Projektumsetzung wieder weg. - Ich hatte mit mehreren 'Beratern' (sei es vom Herstellern / TK-Integratoren / oder ganz freie) zu dieser Thematik Kontakt. Allerdings muss ich zugeben, dass keiner das 'Vorstellungsgespräch' überstanden hat. Klar, habe ich mir dadurch neue Denkansätze geholt, merkte aber schnell, - da ich selber aus der Vertriebsschiene stammte - dass immer Profitinteresse dahinter steckte.
Auch wenn es viele Hersteller / TK-Integratoren ungern sehen und über viele Schikanen zu verhindern versuchen, bin ich der Meinung, dass Unternehmen in dieser Größenordnung in House jemand haben sollten, der dieses Projekt entwirft, aufbaut, an die eigenen Bedürfnisse anpasst, durch und durch designt und kennt und später evtl. auch umsetzt, administriert und beherrscht. - Nur so kann meiner Meinung nach sichergestellt werden, dass das auch auf das Unternehmen entsprechend präzise angepasst wird und eine stimmtige Lösung ergibt.
(Ein externer Berater hat niemals diesen tiefen Einblick, wie ein interner Kollege.)

Wenn man so ein Projekt angehen will, muss man (auf meine Weise) viel, viel Zeit und Know-How investieren. So habe ich teilweise Monate lang Konzepte entworfen, umgebaut und an die Anforderungen angepasst; mich losgeeist von irgendwelchen Ängsten und Befürchtungen Fehlinformationen und Schutzbehauptungen und immer versucht flexibel zu sein. Und immer wieder versucht das vorhandene Konstrukt zu optimieren. Durch diesen ständigen Optimierungsprozess sind auch Entscheidungen oftmls noch in letzter Sekunde gekippt und neu überdacht worden. Teilweise wurde damit auch schon lange erarbeitetes wieder zu nichte gemacht. (Hat bei einigen Kollegen oftmals ziemlichen Frust ausgelöst.) Ich wollte einfach mit vorhandener Technik und einer evtl. bevorstehenden Investition das Optimum für die Kollegen rausholen, die damit tag-täglich umgehen müssen.
Obwohl die Investition heute längst getätigt (allerdings noch nicht voll umgesetzt) ist, wird noch heute angepasst und optimiert. Nur durch die Tatsache, dass wir uns damit äußerst tiefgreifend auseinander gesetzt haben (und auch auf einen ständigen externen Berater verzichtet haben), können wir noch heute extrem flexibel auf aktuelle Anforderungen reagieren.

Wie du siehst war da das Thema VoIP ein Thema, allerdings nur als Weg und niemals als Ziel.

Weiterhin ist ein Austausch einer TK-Anlage nur um auf die Vorteiler der VoIP-Technologie zu setzen in den wenigsten Fällen nötig. Eigentlich alle TK-Anlagen in dieser Größenordnung sind mit Baugruppen auf VoIP umrüstbar.

Grüße
smileyman
 
Ich freue mich auf weitere Meinungen zu pro und kontra VoIP.

Erst mal ein Pflichten und Lastenheft.

Darin als ersten Punkt: Gibt es ein ko-Kriterium für eine der beiden Techniken aus gesetzlichen oder firmeninternen Gründen?
Also z.B ein noch extrem lang laufernder Vertrag für die bestehende Technik der nicht gekündigt werden kann, oder (in anderen Länder) gesetzliches Voip-Verbot.

Auf der anderen Seite viele externe Mitarbeiter (z.B. Bautrupps) die über die hausinterne Rufnummer erreichbar sein müssen, oder abhörsichere Gespräche zwischen zwei Niederlassungen (mit VPN).
 
Vorab erst einmal vielen Dank an euch alle für die sehr umfangreichen und auch zutreffenden Antworten.

Ja ich stimme dir zu, sicherlich kann so ein komplexes Thema nicht nur durch Austausch in einem Forum erarbeitet werden. Wir haben zudem schon Kontakt zu einem Anbieter gewerblicher Kommunikationslösungen aufgenommen. Jedoch sind mir unabhängige Meinungen, wie in diesem Forum sehr wichtig.
Ich und meine restlichen Teammitglieder sind uns diese Woche auch schon ziemlich einig geworden, was unser VoIP-Tool betrifft. Einführung VoIP kann nicht getrennt von anderen Kommunikationsmöglichkeiten in einem Unternehmen betrachtet werden. Die Komplexität dieses Themas wird sicherlich nicht in ein software-gestütztes Tool, in welcher Form auch immer zu packen sein. Auch wenn wir einige Projektstunden damit in den Sand setzten, sollten wir keinen weiteren Aufwand in die Entwicklung eines derartigen Tools stecken. Also besser zähneknirschend eingestehen, dass wir uns etwas verrannt haben, als mit Volldampf gegen die Wand fahren.
Bei der Einführung von VoIP oder anderen neuen Kommunikationslösungen in einem Unternehmen sind viele weitere, nicht nur rein technische, Aspekte zu beachten. So bringen mir die modernsten Telefone nichts, wenn sie von den Mitarbeitern nicht akzeptiert werden. Letztendlich hat auch jedes Unternehmen seine eigene Unternehmenskultur. Hier sehe ich auch den Vorteil unseres Projektteams. Da keiner von uns aus den IT-Bereich stammt, haben wir sicherlich eine etwas andere Denkweise, als z.B. unsere IT-Leiter. Dies kann für die Ausarbeitung eines Leitfadens durchaus auch sehr „befruchtend“ sein.

Ich bin auch der Meinung, dass es dazu im Betrieb ein Team geben muss, welches ein derartiges Projekt richtig gut durchplant. Meiner Meinung nach sollte dieses Team aber nicht nur aus IT-Technikern bestehen. Ich habe ja schon erwähnt, dass wir uns schon Rat von extern geholt haben. Sicherlich mit allen Nachteilen, wie smileyman auch erwähnt hat. Doch konnten wir den ersten Einblick gewinnen, wie ein derartiges Projekt überhaupt angegangen werden kann. Mittlerweile, wir sind auch schon seit März 2009, an der Bearbeitung unseres Themas VoIP/ UC dabei, haben wir jedoch schon eine sehr gute eigene objektive Betrachtens weise gewonnen. Umgekehrt konnte natürlich unser externer Berater wichtige Erkenntnisse gewinnen. Wann hat ein Lieferant schon mal die Gelegenheit über ein derartiges Projekt 8 Unternehmen auf einmal zu erreichen.

Wir hätten uns auch viel mehr von diesen Projekt erwartet, im Vordergrund steht jedoch auch unserer Ausbildung für zukünftige Führungskräfte. Soll jedoch nicht heißen, dass wir unsere Ausarbeitungen einfach so et Acta legen wollen. Unsere Erkenntnisse sollen den beteiligten Unternehmen schon für weiter Entscheidungen nützlich sein. Wir hatten auch schon Gedanken, wie die Organisation eines IT-Workshops innerhalb unseres Unternehmensverbundes mit unseren IT-Leitern und diversen Firmen. Da natürlich jeder von uns in sein eigentliches alltagsgeschäft eingebunden ist, ist das letztendlich auch immer eine Zeitfrage.

Den Tipp von komjuder werde ich noch diese Woche in unseren Projektteam ansprechen. Wenn in diesen Kreise jemand weitere Ideen zu einen Pflichten – und Lastenheft hat, würde ich dies gerne in unseren Leitfaden einarbeiten.

@ gandalf,
ich hoffe ich darf deine Ideen in unseren Leitfaden verwenden. Im Gegenzug werde ich auch versuchen die Erkenntnisse, welche wir innerhalb unseres Projektes gewinnen können, interessierten dieses Forums weiterzugeben.
Ich freue mich auf einen weiteren, auf diesen hohen Niveau geführten regen Austausch.

Gruß
cadmark
 
Dazu ein paar Anmerkungen:
cadmark schrieb:
Kontakt zu einem Anbieter gewerblicher Kommunikationslösungen
Den würde ich nur als Berater anstellen, wenn er neutral ist. Für jemand, der einen Hammer hat, sieht alles aus wie ein Nagel ;-) Und wenn jemand nicht weiß, daß es auch noch Schrauben gibt, dann wird der Kunde das vom Berater nicht unbedingt erfahren, wenn dieser lieber Hämmer verkauft. Also lieber jemanden engagieren, der Euch als Coach begleitet und wirklich berät - auf Stärken und Schwächen einzelner Ansätze hinweist und hilft, Knackpunkte der Anforderungen herauszuarbeiten.
cadmark schrieb:
Auch wenn wir einige Projektstunden damit in den Sand setzten [...] zähneknirschend eingestehen, dass wir uns etwas verrannt haben [...]
So würde ich das nicht sehen. Einen geradlinigen Weg gibt es nicht und daher muss es immer Sackgassen und Schritte in andere Richtungen geben, sonst hat man etwas falsch gemacht. Ihr habt Zeit und Arbeit in das Tool investiert und auf diesem Wege die Komplexität besser verstanden. Das ist doch ein positives Ergebnis, das für den weiteren Weg hilfreich sein wird.
cadmark schrieb:
Ich bin auch der Meinung, dass es dazu im Betrieb ein Team geben muss, welches ein derartiges Projekt richtig gut durchplant. Meiner Meinung nach sollte dieses Team aber nicht nur aus IT-Technikern bestehen.
Genau. Man vergisst leicht, daß es Anwender der Technologien geben wird, die die Lösung akzeptieren müssen. Und zwar nicht als etwas, das ab und zu mal zu benutzen ist, sondern als ein Instrument für den Gebrauch vielfach jeden Tag. Man sollte den Kreis jedoch auch nicht zu groß fassen, da dann das Ganze schnell zur Plauderrunde wird. Schlüsselpersonen aus Fachbereichen, IT und Betrieb gehören in die Runde... alle auf gleicher Ranghöhe.

Nun zu den Punkten nochmals: die Zielsetzung ist denkbar einfach - die Leute wollen telefonieren. Ausgehend davon gibt es verschiedene Wege, das Thema anzugehen.

Ich würde eine prozessorientierte Sicht bevorzugen, d.h. die Frage ist, was sind denn die einzelnen Use Cases des Telefonierens... warum tut man dies und in welchen Kontexten, mit welchen anderen Tools und Unterlagen... was hängt wie zusammen? Damit lassen sich durch eine Bewertung der Use Cases auch schon mal echte Kennzahlen und Charakteristika bestimmen: Gesprächsvolumen, Gesprächsziele, Ursprungsort der Gespräche, Anforderungen an Funktionen und Integrationen.

Anhand der Konvergenz/Divergenz und der Örtlichkeiten, sowie der Bedeutung der einzelnen Use Cases lassen sich dann Architekturkandidaten für eine Tk-Lösung (oder vielleicht auch schon Unified Communication) ableiten. Dabei muss man sich von klassischen Denkweisen ggf. auch lösen und nicht nur die Technik betrachten. Für den revisionssicheren Empfang elektronischer Faxe, die nicht unmittelbar auf Papier landen, benötigt man eine andere Infrastruktur, als für ein paar klassische Faxgeräte. Für die Compliance mit GDPdU benötigt man vielleicht ein anderes System, wenn VoIP eingesetzt wird anstelle von ISDN Festnetz... Was passiert mit E-Mails?

Bleibt man bei der Telefonie, so ist das gesamte Spektrum zu betrachten.
- Da gibt es die unternehmenszentrale Anlage mit dezentralen VoIP- oder Mobilfunkeinwahlen und dann CallThrough zur Vermittlung über ein paar Festnetz- oder VoIP-Amtsbündel.
- Will man nicht selbst betreiben, gibt es auch die outgesourcte Centrex, die bei jedem Mitarbeiter nur noch ein VoIP-Telefon oder andere Endgerätoption erfordert...
- Oder ist das Handy für jeden Mitarbeiter und ein VPN mit Kurzwahlen die beste Lösung? Gar keine klassische Telefonanlage mehr?

Es wird sich herausstellen, daß in bestimmten Skalierungsbereichen von Gesprächsvolumina und Teilnehmern die Technik auch mehr in den Hintergrund tritt und die aushandelbare Vertragsgestaltung mit Rabattstufen und Tarifoptionen von größerer Bedeutung ist. Dazu muss man jedoch Alternativen kennen und bewerten können, denn sonst bewegen sich die Preise nicht von alleine ;-)

--gandalf.
 
PS: Vergiß das "Tool" für die Entscheidungshilfe. Es geht immer um Einzelfälle und Du kannst sehr viel Zeit damit verbringen, ein Tool zu programmieren... dann kommt ein neuer Provider oder eine neue Technologie mit neuer Preisstruktur auf den Markt und alles ist plötzlich anders.

Kein Problem für moderne PPS-Systeme, EDV-Expertensysteme sind zwar ein hartes Brot aber sie gleich vorab mitsamt den existierenden mehr oder weniger gut funktionierenden Online-Tarifvergleichsseiten pauschal in die Tonne zu treten, naja... :(
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich trete diese Tools alle pauschal in die Tonne. Jawohl! :hehe:

Hier geht es nicht um einen trivialen Tarifvergleich, sondern um ein Werkzeug zur Bestimmung der optimalen Tk-Strategie eines Unternehmens. Ich kenne kein Werkzeug, das auch nur ansatzweise mit vertretbarem Aufwand dies leistet... und ich kenne kein Tk-Hardware/Software/Beratungs/Lösungs-Unternehmen, das ein solches erfolgreich einsetzen würde.

--gandalf.
 
Treffe mich heute mit einen Kollegen aus meinen Projektteam. Bin mal gespannt was der dazu sagt. Ich werde euch informieren, wie sich unser Projekt weiterentwickelt.

Gruß cadmark
 
Hallo gandalf94305

Ein Tool, welches nach Einabe einiger Parameter ein "fertiges" Ergebniss ausspukt wird es wohl nicht geben. Meine Gedanken gehen jetzt mehr in die Richtung, eine Wertanalyse oder Nutzwertanalysw auszuarbeiten. Könntest du dir vorstellen ein Exempel zu erarbeiten, oder gibt es vielleicht dazu konkrete Beipsiele. Bin gespannt, welche Richtung wir nach unserer nächsten Projektbesprechung einschlagen.

Gruß cadmark
 
Nutzwertanalyse klingt gut :)
gandalf94305 schrieb:
was sind denn die einzelnen Use Cases des Telefonierens
Wie schon oben gesagt: erarbeitet die Use Cases der Nutzung von Kommunikation mit ihren Kennzahlen und dann könnt Ihr auch verschiedene Lösungsansätze dagegen bewerten.

--gandalf.
 
Also meine persönliche Meinung ist, dass eine VoIP-TK-Anlage nur dann richtige Vorteile hat, wenn sie eher klein gehalten wird (<10 Teilnehmer). Letztendlich geht es ja ums Geld. Ich bezweifel, dass größere VoIP-Konstrukte einer traditionellen Telefonanlage von den Kosten und dem Wartungsaufwand her überlegen sind.
 
Hmm.. dem würde ich widersprechen wollen. Es gilt das Prinzip "wer viel telefoniert, kann auch viel sparen". Funktional ist eine professionelle VoIP-Anlage für den Unternehmenseinsatz mindestens gleichwertig zu klassischen Anlagen. Das Argument mit Stromersparnis glaube ich auch nur beschränkt. In Bezug auf CTI und alle andere Integration mit Systemen haben jedoch VoIP-Anlagen den großen Vorteil, daß dort Software drin steckt und damit mehr machbar ist.

Der Vorteil eines großen VoIP-PBX besteht also darin, daß man sich von einer physischen Tk-Verkabelung und hartverdrahteten Tk-Funktionen lösen kann, d.h. so stärker virtualisiert bei Zunahme der Flexibilität (z.B. für die Anbindung externer Mitarbeiter oder Home Offices, bei der Implementation neuer Funktionen für die Anwendungsintegration, für Complianceanwendungen beim Call Recording). Daher wirst Du in vielen großen Unternehmen sehr erfolgreich eingesetzte, interne VoIP-Anlagen finden.

VoIP nach extern ist ein anderes Thema.

--gandalf.
 
Ich kann da gandalf nur zustimmen und muss dir jumiller leider aus eigener Erfahrung deutlich widersprechen.
Viele mir bekannte große Firmen setzen VoIP sehr erfolgreich und kostenoptimierend ein. Aber nicht nur die Kostensituation kann bei VoIP der ausschalggebende Grund sein. - Durchaus sprechen auf die anderen Vorteile, Flexibilität, zentrales Management, Zentralisierung, etc. für sich.

Grüße
smileyman
 
Beim Schlagwort VoIP im Unternehmenseinsatz muß man unterscheiden, zwischen Firmeninternem VoIP und VoIP als externe Anbindungstechnologie. Inenrhalb des Unternehmens ist VoIP den herkömmlichen Anlagen mind. ebenbürtig, wenn nicht gar weit überlegen. Hab grad selbst in einem Mittelständischen Unternehmen (100 MA, auf 10 Standorte verteilt - Alle standorte mittels leistungsfähiger Datenverbindungen vernetzt) erfolgreich VoIP integriert - mit Features wie redundanter Telefonie an allen Standorten. Das wäre mit herkömmlicher Technik wohl sehr teuer geworden - bzw. haben mir die Großen gar nichts angeboten (obwohl viele Anlagen des großen türkisen Anbieters gekündigt wurden). Und preislich macht es durchaus auch Sinn. Von möglichen Features wie LDAP integration, voller Managebarkeit (da krankt es meist bei den Anbietern herkömmlicher Telefonie), zentraler Wartbarkeit usw. möcht ich gar nicht die Preise bei herkömmlichen Anlagen wissen. Vielleicht hab ich ja auch nur das Pech, das meine Ansprechpartner beim ergograuen Anbieter einfach zu "satt" sind, und eigentlich nicht in ihrer Büroruhe gestört werden wollen.

VoIP nach draussen ist ein ganz anderes Kapitel - Sicher kann man hier viel einsparen, wenn man z.B. viele Auslandsgespräche hat. Allerdings kann man als Unternehmen auch hier mit seinem Anbieter sprechen, um gleiche, wenn nicht sogar noch bessere Angebote zu bekommen, als es ein SIP Provider bieten kann. Da ist für mich noch herkömmliche Technik das Maß aller Dinge - v.A. als Unternehmen - Privat ist ein anderes Kapitel.
 
Bei VoIP als Amtsanbindung ist im Gegensatz zum Privatbereich ja typischerweise der ISP auch der VSP, d.h. die Service Levels für Internetverbindung und VoIP-Anbindung passen zusammen bzw. für beide ist zusammen eine Backup-Strategie vereinbart. Damit ist der SIP-Trunk zum Provider auch ausreichend verfügbar und stabil. Lohnen wird sich das allerdings erst, wenn man ein gewisses Volumen im Monat aufbringt.

--gandalf.
 

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