Prinzipiell, ist es natürlich immer gut möglichst viel UL Bandbreite zuhaben.
Wenn aber "nur" ca. 80kb Bandbreite gebraucht werden und was wesentlich ist, sonst kein bzw. wenig Verkehr in Deinem Netzwerk ist, dann sollten auch 128kb UL für die erforderlich Qualität reichen.
Die Qualität wird nicht besser wenn Du mehr hast.
Die Qualitätseinbussen, Paketverlust, Traffic overload entstehen ausserhalb des Einflussbereiches von Deinem lokalen Netzwerk. Also hinter dem DSLAM (Digital Subscriber Line Accesss Multiplexer), Broadband Remate Access Server (BRAS) bzw. den beteiligten Routern des Internets, weil dort kein QOS für Deine Sprachverbindung garantiert wird.
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, die verbindungsorientierte Telefonie auf ein paketorientiertes Netzwerk abzubilden. Für VoIP in Firmenumgebungen hat sich derzeit H.323 als Standard etabliert. H.323 hatte ein klassisches Telefonnetz als Vorbild und stellt quasi eine Erweiterung auf Verbindungen über Datenpakete dar.
Für Heimuser ist der zweite Standard namens SIP interessanter. Bei SIP (Session Initiation Protocol) hat man sich die paketorientierte Kommunikation vorgenommen und dieser Features wie Verbindungsauf- und -abbau zwischen Teilnehmern beigebracht. Hierbei werden auch Problematiken berücksichtigt, welche in Firmennetzen nicht auftauchen. Unternehmen haben üblicherweise die volle Kontrolle über ihr Netzwerk, die Routen von Paketen durch das Netzwerk sind festgelegt, und Paketverluste treten nicht auf. All dies ist bei VoIP über das weite Internet nicht gewährleistet: der Telefonie-Anbieter muss nicht zwangsläufig auch der Anbieter des Breitbandanschlusses, über den die Sprach-Datenpakete wandern, sein. SIP setzt sich als flexibleres und wenig komplexes Protokoll aber auch im Geschäftbereich immer mehr durch.
Quality of Service
Ein weiterer Knackpunkt ist QoS, die Qualität eines Dienstes (auch Dienstegüte genannt). Bei einem herkömmlichen Telefonat wird zum Gesprächsbeginn eine Verbindung zwischen den beiden Teilnehmern geschaltet. Für die Dauer des Gesprächs hat man dann diese Leitung fest gebucht, und kein anderer Teilnehmer kann die reservierte Bandbreite mitbenutzen (auch nicht, wenn beide Gesprächspartner gerade mal nichts sagen).
Bei der paketorientierten Kommunikation im Internet ist dies anders: es gibt weder einen festen Weg, noch kann man sich auf eine bestimmte Bandbreite verlassen. Es ist sogar die regel, dass man sich die Bandbreite mit vielen anderen Paketen verschiedenster Dienste teilt. Aufeinanderfolgende Pakete können auch durchaus mal den Weg über verschiedene Router und Routen nehmen. Je nach Auslastung der Routen können Pakete schon mal verloren gehen oder in unterschiedlicher Reihenfolge beim Empfänger ankommen.
Um zeitkritische Anwendungen wie Telefonie dennoch über ein paketorientiertes Netzwerk betreiben zu können, benötigt man eine Paketpriorisierung. Diese kann je nach verwendetem Protokoll anders aussehen. Router können dann bei Überlastung die Pakete mit einer höheren Priorität vorrangig behandeln
Im Header jedes IP-Paketes gibt es ein Feld namens ToS (Type of Service), mit dem der Diensttyp und damit seine Priorität definiert werden kann. Allerdings ist der derzeit gebräuchliche IP-Standard mit der Versionsnummer 4 schon wieder so alt, dass zu der Zeit, als er festgelegt wurde, niemand ernsthaft an Quality of Service gedacht hat. Dementsprechend stiefmütterlich wird das ToS-Feld auch in aktuellen Hard- und Software-Implementierungen bedacht, nämlich meist gar nicht.
Dies bekommt man nun bei der IP-Telefonie im Heimbereich zu spüren. Damit ein IP-Telefon jederzeit mit seiner zugedachten Aufgabe bereit steht, muss die Verbindung ins Internet möglichst permanent bestehen. Damit bleiben Internet-Tarife, die minutenbasiert abgerechnet werden, schon mal außen vor, wenn das Ganze noch finanzierbar bleiben soll. Besser sind hier Tarife mit definiertem Übertragungsvolumen, am Besten gleich eine Flatrate. Üblicherweise lässt ein Flatrate-Kunde die Verbindung aber nicht ungenutzt bestehen, sondern erzeugt einen mehr oder minder großen Datenverkehr. Vor allem Tauschbörsen sorgen für eine nicht gerade geringe Bandbreitenauslastung.
Der übliche DSL-Anschluss bietet zwar einen ausreichend großen Downstream aus dem Internet nach Hause; der Upstream hingegen beträgt nur ein Bruchteil des Downstreams. Für normale Downloads spielt das keine Rolle, der Weg ins Internet wird nur selten ausgenutzt. Deshalb merkt man üblicherweise auch keinen Unterschied, ob nun eine Tauschbörse den Upstream nun zu einem Großteil ausfüllt oder nicht.
Will man jedoch nun über denselben Anschluss telefonieren, ändert sich die Situation schlagartig. VoIP benötigt in beiden Richtungen dieselbe Bandbreite; 80 kbps sollten schon bereit stehen. Zusätzlich sind VoIP-Datenpakete auch noch sehr zeitkritisch und müssen möglichst verzögerungsfrei weitergeleitet werden. Tauschbörsen bauen zudem noch permanent Verbindungen zu anderen Teilnehmern auf und ab, so dass die eine VoIP-Verbindung einfach in der Masse untergehen muss. Es kann also passieren, dass man dank großzügigem Downstream seinen Gesprächspartner gut verstehen kann, während dieser aufgrund eines völlig überlasteten Upstreams nur Wortfetzen und Knackser zu hören bekommt.
Quellenhinweis:
http://www.k-hardware.de/artikellist.php?s=&kat_id=3&prtype_id=89