IPv6 bei österreichischen ENUM-Gateways

networkguru23

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Liebes Forum,

mich würde interessieren, ob es hier Erfahrungswerte und/oder Information über den IPv6-Rollout bei österreichischen ENUM-Gateways gibt.

Hintergrund ist folgender:
Der IPv6-Rollout ist inzwischen so weit fortgeschritten, dass von verschiedenen Seiten immer wieder die Einschätzung zu vernehmen ist, dass das Machtverhältnis zwischen IPv6-Nutzern und den IPv6-Verweigerern inzwischen zugunsten von IPv6 gekippt sein dürfte. Dies dürfte dazu führen, dass in den beiden Ländern, die beim IPv6-Rollout in Europa führend sind (Deutschland und Frankreich; beide Länder haben inzwischen mehr als 70% der Bevölkerung mit IPv6 versorgt), der Druck auf IPv6-Verweigerer drastisch ansteigen wird. Dies dürfte geographisch und sprachlich bedingt dann auch Ausstrahlwirkungen auf Benelux, Schweiz, Liechtenstein und Österreich haben. Darüber hinaus wird diese Entwicklung auch dazu führen, dass wir in den nächsten Jahren immer öfter mit IPv6-only-Deployments zu tun bekommen.

Ein Bereich, der sich nach meinem Dafürhalten besonders gut für IPv6-only-Deployments eignet, ist VoIP.
Die Gründe dafür liegen eigentlich auf der Hand:
1) Bei SIP über IPv6 fallen die Probleme, die sonst im Zusammenhang mit NAT und NAT-Traversal auftreten, einfach weg, womit SIP über IPv6 von der dahinterliegenden Technik her wesentlich einfacher ist.
2) VoIP-Dienste sind durch das besonders strenge Nummerierungsrecht in Deutschland und Österreich geographisch beschränkt: Ein x-beliebiger Auslandskunde, der keinen Bezug zu DE/AT hat, darf die dort bestehenden VoIP-Angebote deshalb ohnehin nicht nutzen. Folge: Die internationale Erreichbarkeit eines Anbieters für Auslandskunden hat keinen Nutzen und kann daher vernachlässigt werden.
3) Es wird keine Any-zu-Any-Konnektivität benötigt, da Verkehre nur bilateral ausgetauscht werden. D. h. ein ATA kommuniziert i. d. R. nur mit einem einzelnen Anbieter oder maximal mit einer kleinen Handvoll mehrerer Anbieter, mit denen jeweils ein Vertragsverhältnis besteht. Die Netzzusammenschaltung zwischen den verschiedenen Anbietern erfolgt ebenfalls nur auf bilateraler Basis. Die Folge: Wer hier mit IPv6-only-Umgebungen arbeiten will, kann die Schnittstelle zu IPv4 recht einfach externalisieren. Ein Verbraucher kann zu einem VoIP-Anbieter gehen, der IPv6 anbietet und dann IPv4 am ATA abschalten. Der Anbieter widerum kann seine Netzzusammenschaltungen so umgestalten, dass er für die Zusammenschaltung mit IPv4-only-Anbietern über Transitanbieter geht, die noch Dual-Stack sind. Tada! IPv4 ist externalisiert.

Nun gibt es aber einen Bereich, in dem die vorstehend erläuterte STrategie nicht so einfach funktionieren wird - nämlich die Gasse +43 780.

Für diejenigen, die sich nicht auskennen:
+43 780 ist eine Infrastruktur-ENUM-Gasse. Das bedeutet, dass Rufnummern in diesem Nummernbereich keine Netzzugehörigkeit im klassischen Sinn haben. Stattdessen werden sämtliche VErbindungen, die an diese Gasse gerichtet sind, an einen Enum-Gateway geleitet. Der Enum-Gateway fragt dann per DNS die SIP-Adresse des Angerufenen ab und terminiert den Anruf über das Internet per SIP. Die Schnittstelle zwischen dem Enum-Gateway und dem SIP-Server des Angerufenen ist dabei kostenneutral, vertragslos und offen (d. h. jeder Enum-Gateway auf der Welt spricht mit jedem SIP-Server).

Diese Situation führt dazu, dass Sprachverkehre mit Ziel in der Gasse +43780 inzwischen zuverlässig und flächendeckend irgendwelchen Enum-Gateways zugeführt werden, die dann entweder beim eigenen Anbieter oder bei einem zwischengeschalteten Transit-Anbieter beheimatet sind. ICh kann die Gasse 0780 sogar von Deutschland aus zuverlässig erreichen. Auf welchem Weg genau das geschieht, weiß ich nicht, aber ich vermute, dass meine Anrufe über das PSTN zum Enum-Gateway der A1 Telekom (österreichischer Incument) geleitet werden und dann beim dortigen Enumgateway landen.

Der Haken an der Sache: Aufgrund der offenen Architektur von Enum ist es (im Gegensatz zu anderen Anwendungsfällen im VoIP-Bereich) nicht möglich, durch bilaterale Absprachen sicherzustellen, dass beide Seiten IPv6 können. Wenn der Enum-Gateway nur IPv4 kann, die Infrastruktur des Angerufenen hingegen nur IPv6, geht der Anruf nicht durch. Das Endgerät des Angerufenen klingelt nicht und der Anrufer bekommt einen Fehlerton. (Das PSTN als Fallback fällt natürlich weg, weil es bei Infrastruktur-Enum kein PSTN-Fallback gibt.)

Daher meine Frage:
Hat sich irgendjemand hier schon näher damit auseinandergesetzt, inwieweit IPv6 auf österreichischen Enum-Gateways unterstützt wird? Kann man eine 0780er Nummer guten Gewissens als IPv6-only konfigurieren? Oder läuft man dann Gefahr, dass man von der Kommunikation abgeschnitten wird?

Und: Kennt jemand eine Testrufnummer im 0780er Bereich, mit der man den IPv6-Support testen kann und/oder die IP-Adresse des Gateways ansagen lassen kann? (Die einzige mir aus dem Kopf bekannte Testnummer, +43780004711, unterstützt sowohl beim DNS als auch beim SIP-Server nur IPv4 (!).
 
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