Das Telefonnetz soll ja genutzt werden aber es ist von DSL die rede und Da haben nur die wenigsten eigene Infrastruktur.
Ich zähle aktive Netzelemente, wie DSLAM und Konzentratornetz ebenfalls zum Telefonnetz.
Das bauen nur wenige im Land. Leider warten viele Anbieter nur drauf das Telekom ausbaut um sich dann drauf zusetzen.
Du siehst die Zusammenhänge offenbar nicht. Der Gesetzgeber hat entschieden, daß das Telefonnetz im Eigentum der Telekom bleibt und damit Strukturen vorgegeben, die Investitionen alternativer Anbieter - zumindest in dünner besiedelten Regionen - unattraktiv machen. Wenn ein alternativer Anbieter nun eine kleine Ortschaft parallel zur Telekom mit eigenem DSLAM erschließen würde, steht er vor mehreren Problemen: So muß der DSLAM samt seiner Anbindung halbwegs ausgelastet sein, damit sich die Investition rentiert. Nur durch eigene Kundenakquise ist das praktisch nicht möglich, zumal die Telekom auf dem Land überproportional hohe Marktanteile hat und die Bevölkerung dort weniger wechselbereit ist als in den Agglomerationen. Um dennoch einen akzeptablen Return-of-Investment zu erzielen wird er zwangsläufig mit anderen Anbietern kooperieren bzw. seine Kapazitäten an diese untervermieten müssen. Dazu wiederum muß er Verträge mit Wettbewerbern aushandeln und technische Schnittstellen aller Art schaffen (vom Auftragssystem bis zu Übergabepunkten im Konzentratornetz). Zudem muß er vor Ort Personal vorhalten, das die DSLAMs wartet und Anschlüsse schaltet. Ein weiteres Problem ist, daß die erforderlichen Glasfaserkapazitäten, die man meist von der Telekom anmieten muß (selbst legen lohnt praktisch nie), auch nicht gerade günstig sind. Die Telekom dagegen hat in den jeweiligen Ortsnetzen bereits tausende Kunden, Personal und Infrastruktur sowie durch die regulatorisch veranlassten Standardangebote und technischen Spezifikationen einen bereits vorhandenen Kanal Kapazitäten an Wettbewerber unterzuvermieten. Vor diesem Hintergrund existiert oft einfach kein Geschäftsmodell für alternative Anbieter. Daß Telekommunikation durch den Wettbewerb ein exterm margenschwaches Geschäft geworden ist und selbst große Konzerne nur eine niedrige einstellige Umsatzrendite erzielen, hemmt die Investitionsbereitschaft noch weiter.
Letztlich muß man sich vor Augen halten, daß Infrastrukturwettbewerb auch immer das Schaffen von Redundanzen bedeutet, was sich immer nur dann rentiert, wenn die Nachfrage groß genug ist um diese redundanten Infrastrukturen adäquat auszulasten, was in dünner besiedelten Regionen nicht der Fall ist.
Das "Telefonnetz" sollte ruhig weiter so vermietet werden aber die dahinter liegende DSL-Technik sollte jeder Anbieter machen dürfen was er will wenn er es mit seinem Geld bezahlt hat.
siehe oben.
Wohin hat diese Regulierung geführt? Deutschland rangiert in Sachen Breitband weit weg von einer Spitzenposition.
Deutschland steht für einen Flächenstaat bei der Breitbandpenetration noch sehr gut da und wenn man sich einmal jene Länder mit extrem hoher Glasfaserpenetration ansieht, dann sollte man auch mal die Preise vergleichen. In Deutschland haben wir ein vergleichsweise geringeres Preisniveau und dazu fehlt schlicht die Bereitschaft der Verbraucher für einen Glasfaseranschluß € 50/Monat oder mehr zu zahlen. Hinzu kommt auch, daß wir in Deutschland trotzdem wir eine sehr hohe Breitbandpenetration haben, die Netze somit sehr gut ausgelastet sind und entsprechend effizient betrieben werden können sollten, mit das höchste TAL-Entgelt (Miete für die letzte Meile), wie die Grafik am Ende
dieses Artikels zeigt.
Die Regulierung in Deutschland war, ist und bleibt protektionistisch zugunsten der Deutschen Telekom, an der der Staat immer noch mit 32% beteiligt ist.
Schau dir andere Länder an wo die Regulierung am Anfang auch gut war aber irgendwann man den Markt sich überlassen hat und es geklappt hat.
Welche Länder wären das? Man kann keinen Markt unreguliert lassen, in dem die letzte Meile einem einzelnen Marktteilnehmer gehört.
Auch wenn es komisch klingen mag aber das is typisch deutsch. Hauptsache nix aus der Hand geben auch wenn es schädlich is wenn man es in der Hand behält?
Das Problem in Deutschland sind die Rahmenbedingungen, die von der Politik gesetzt werden und nicht der Geiz der alternativen Anbieter. Mit Telekommunikation verdient man einfach nichts mehr während man für die Erweiterung und Modernisierung der Infrastruktur einen extrem hohen Kapitalbedarf hat. Ein weiteres vom Staats geschaffenes Hemmnis sind z.B. auch die Vergabeverfahren für Mobilfunklizenzen, nämlich im Wege der Versteigerung zu extrem hohen Preisen, was den Telekommunkationsanbietern schlicht Kapital entzieht, das sie besser in den Netzausbau stecken könnten als es dem schlechtesten Kaufmann auf Erden, nämlich Vater Staat, zu schenken, der damit Pleitiers im Olivengürtel "rettet".
Ein weiteres Versäumnis des Regulierers ist, daß man glaubt die "weißen Flecken" alleine per LTE versorgen zu können und einen leitungsgebundenen Breitbandausbau vernachlässigt. Entweder man macht hochbitratige Breitbandanschlüsse zum Universaldienst, den die Telekom jedem Haushalt erbringen muß oder man bildet, wie z.B. die Amerikaner mit ihrem
National Broadband Plan, einen Infrastrukturfonds, der von der Allgemeinheit getragen wird und den Ausbau unterversorgter Regionen subventioniert.
P.S.: teltarif berichtet heute, daß der Bund auf die Dividende für seinen Telekomanteil verzichten möchte um damit den Breitbandausbau zu ermöglichen:
http://www.teltarif.de/kfw-deutsche-telekom-dividende-netzausbau/news/49303.html
Das sind m.E. versteckte Subventionen und das wirklich üble ist, daß man der Telekom dabei auch keinerlei Versorgungsverpflichtung aufgibt.