Gerade habe ich johnnyt drüben auf TT noch geantwortet, dass ich mich hier auch direkt mal anmelden müsste. Da fällt mir ein, dass ich es schon bin, weil ich vor ein paar Wochen ja hier selbst mal eine Frage gestellt hatte...
Ich paste meinen Bericht für Euch dann mal direkt hier rein, macht die Diskussion etwas einfacher.
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Disclaimer: Achtung: Viel Text, viel Tekkie-Geschwafel und KEINE Bilder! Im eigenen Interesse bitte nur weiterlesen, wer am Thema ernsthaft interessiert ist...
Eigentlich erst für Mitte September avisiert, hat 1&1 die vor ca. 2 Wochen bestellte FRITZ!Box Fon WLAN schon heute (edit: gestern) geliefert. Wollte meine Begeisterung über das Teil dann gleich mal direkt mit Euch teilen...
Um nochmal kurz die Diskussion über die Konditionen aufzugreifen, zu denen 1&1 Hardware und Anschlüsse verkauft: Es ist nun definitiv NICHT notwendig, mit einem schon vorhandenen T-DSL-Anschluss zu 1&1 zu wechseln. Ich habe einfach nur eine 1&1-Flatrate und die Box bestellt. Wurde zum Preis von EUR 49,- plus Versand geliefert. Und die 99,- Wechselguthaben habe ich nun doch auch noch bekommen.
Um auch den physischen Anschluss zu 1&1 zu wechseln, gibt es auf der 1&1-Kundenseite, wenn man mit seinen Daten eingeloggt ist, ein Menü "Upgrade". Einen Vorteil hat man gegenüber dem T-DSL-Anschluss bei der Telekom allerdings IMHO nicht. Auf der Seite steht halt, dass 1&1 die Wechselgebühren von EUR 49,95 trägt (möchte ja auch sein). Ansonsten ist nicht erkennbar, welchen Vorteil das dann hätte. Da es für mich umgekehrt ein ko-Kriterium war, dass ich mit dem physischen Anschluss bei T-Com bleibe, ist mir das aber eh völlig wurscht.
So, nun zur FRITZ!Box Fon WLAN. Nach dem Auspacken hat man neben der Box im bekannten AVM-Design und einem Netzteil tonnenweise Kabel auf dem Tisch. Es werden zwei Ethernetkabel für die Anbindung an den Splitter und an den ISDN-NTBA oder den analogen Ausgang des Splitters, ein weiteres für die verkabelte LAN-Anbindung eines PCs, ein USB-Kabel für denselben Zweck, sowie zwei TAE-Adapter für die analogen Telefonports mitgeliefert.
Eingangsseitig wird das Gerät natürlich zunächst mit dem DSL-Ausgang des Splitters verbunden. Die Box hat ein eingebautes ADSL-Modem; das bisher Genutzte kann also über den Jordan. Weiterhin bietet die Box einen ISDN/Analog-Eingang. Dieser wird, je nach dem, ob man DSL basierend auf ISDN oder analog hat, entweder mit dem ISDN-NTBA oder mit dem analogen Ausgang des Splitters verbunden. Die Box erkennt automatisch, was anliegt.
Als letztes steckt man die beiden TAE-Adapter in die beiden analogen Ports und kann an diese dann Telefone, Faxe, ABs und anderes analoges Gerät anschließen.
Zusätzlich zur WLAN-Schnittstelle kann das Teil netzwerkmäßig auch über eine normale LAN-Schnittstelle oder per USB mit dem PC verbunden werden, was mich persönlich jedoch nicht weiter interessiert.
Vor einer eventuellen Wandmontage der Box notiert man sich den WEP128-Schlüssel, der auf der Rückseite aufgedruckt ist. Oder man spart es sich, wenn man, anders als ich, gleich richtig nachschaut und dabei feststellt, dass der Key auch hinten auf dem Handbuch aufgedruckt ist...
Löblicherweise wird die Box bereits ab Werk mit aktivierter WEP128-Verschlüsselung ausgeliefert; auch DAUs laufen also nicht Gefahr, mangels Wissen völlig ungeschützt loszulegen.
Die IP-Adressen des Routers, DHCP-Range usw. sind im Handbuch beschrieben, so dass man sowohl mit DHCP als auch fest eingestellter IP schnell Verbindung zum Router bekommt. Wie heute üblich, wird das Gerät komplett über ein Webinterface konfiguriert, welches unter der lokalen IP des Routers oder
http://fritz.box erreichbar ist.
Das Interface gibt sich ausgesprochen auskunftsfreudig und ist dabei gleichzeitig auch für Routernewbies (IMHO jedenfalls) leicht zu erfassen. Umfangreiche Hilfetexte erklären jede Option sehr detailliert.
Die Box arbeitet wahlweise als DSL-Router oder -Modem. Wenn man die Zugangsdaten des ISPs nicht einträgt, dann funktioniert das Gerät als reines Modem, d.h. die Einwahl erfolgt dann über PPPoE-Software des PCs. Auf diese Weise sind natürlich die meisten Funktionen der Box einschl. VoIP nicht nutzbar.
Das Interface zur Eingabe der Benutzerdaten kennt von Haus aus bereits das Username/Password-Format von 1&1/GMX/Schlund und Partner und gibt beim Username z.B. gleich das "1und1/" vor und das "@online.de" nach dem Username vor. Natürlich kann man auch "anderer Internetanbieter" einstellen und kann dann ganz normal Username und Passwort eingeben. Test mit AOL und T-Online verlief jeweils erfolgreich.
Auch die Portfreigabe gibt keine Rätsel auf - wie bei anderen Routern auch kann man eine Kombination aus internem und externem Port auf eine bestimmte IP leiten. Wichtig hierbei: Auch im DHCP-Betrieb vergibt der Router, soweit ich das bis jetzt sehen konnte, einem bereits bekannten Gerät - vermutlich auf Grundlage der MAC-Adresse - immer dieselbe IP. Sicherheitshalber arbeite ich jedoch immer lieber mit festen IPs, damit das Portforwarding auch wirklich immer funktioniert. Eine Möglichkeit, im Router bei aktiviertem DHCP bestimmten Clients auf jeden Fall immer eine bestimmte IP zu geben, gibt es nicht. Die IP-Range und die lokale IP des Routers läßt sich übrigens nicht ändern. Der Router liegt auf 192.168.178.1, Clients können demnach auf 192.168.178.2~254 liegen. Wobei bei aktiviertem DHCP die IPs bis .200 in der DHCP-Range liegen und feste IPs in den Clients bei .201 beginnen müssen. Die meisten anderen Router gestatten es, dass man ihre eigene IP und somit die Range, in der die Clients liegen können, zu ändern. Ist hier nicht möglich; wer schon ein laufendes Setup mit mehreren Clients mit festen IPs hat und nur den Router wechselt, muss also alle Clients ggf. entsprechend umstellen.
Bezüglich WLAN-Sicherheit unterstützt die Box neben WEP128-Verschlüsselung (WEP64 wird nicht unterstützt) auch WPA-PSK, wobei der PSK mit TKIP verschlüsselt wird (AES wird noch nicht supported) und der group key intervall frei wählbar ist. Die WPA-Verschlüsselung klappte sofort und ohne Probleme. Weiterhin kann das Broadcasting der SSID deaktiviert werden. Das dritte verbreitete Sicherheitsfeature, einen MAC-Filter, bietet die Box allerdings nicht. Macht aber auch nichts - WPA ist bereits für sich alleine absolut ausreichend sicher, da braucht man nix anderes.
Damit der VoIP-Betrieb sauber funktioniert, hat die Box eine "traffic shaping" genannte Funktion, im Prinzip sowas wie QoS in Windows. Wenn über die Box VoIP-Gespräche geführt werden, bevorzugt die Box automatisch den Traffic hierfür, währenddessen am PC dann entsprechend weniger Bandbreite zur Verfügung steht. An dieser Stelle wird bereits deutlich, dass es absolut Sinn macht, wenn DSL-Router und VoIP-Hardware in einem Gerät vereint sind: Ist beides getrennt, dann sollte man zumindest einen Router haben, in welchem man QoS-Regeln anlegen kann und wo man dann den VoIP-Traffic ebenfalls priorisieren kann.
Nun zum VoIP-Teil. Ich habe mich der Einfachheit halber dazu entschlossen, direkt das VoIP-Angebot von 1&1 zu nutzen. Es entstehen keine weiteren fixen Kosten wie Mindestumsatz o.dgl., und die Kosten sind mit 1ct ins deutsche Festnetz durchaus im üblichen Rahmen. Der 1&1 VoIP-Service hat eine Beschränkung, die für manche Leute sicher ein Problem ist, für mich aber nicht: Man bekommt keine neuen, reinen VoIP-Nummern zugeteilt, sondern muss seine vorhandene(n) Rufnummern des vorhandenen analogen oder ISDN-Anschlusses für den VoIP-Dienst aktivieren. Dies erfolgt durch Eingabe der Nummer auf der Kundenseite von 1&1. Die Seite generiert eine PIN. Nach wenigen Minuten erfolgt auf der eingegebenen Nummer ein Anruf, wo man dann die PIN eingeben muss. Anschließend ist die Nummer aktiviert. Als ISDN-Nutzer kann man alle seine MSNs auf diese Weise aktivieren.
Auf den ersten Blick nachteilig: Man benötigt weiterhin seinen normalen Festnetzanschluss von der T-Com oder von wem auch immer; ein totaler Umstieg auf VoIP inkl. Abmelden des normalen Telefonanschlusses ist also nicht möglich. Allerdings kommt das für die meisten Leute ja eh nicht in Frage, denn bei T-Com (und allen, die deren DSL-Anschluss verkaufen) gibt es ja keinen DSL-Anschluss ohne analogen oder ISDN-Telefonanschluss. Letztlich spart man also durch die günstigen Gesprächsgebühren, wobei bei 1&1 (zumindest bei meiner Flat, weiß nicht, wie das in den anderen Tarifen ist) noch 100 Minuten pro Monat an Gesprächsguthaben enthalten sind (gilt natürlich nur für die 1ct-Gespräche ins dt. Festnetz).
Technisch funktioniert das Ganze nun so: Nach der o.g. Aktivierung der Nummer(n) vergibt man auf der 1&1-Seite für jede aktivierte Nummer ein Passwort. In der AVM-Box wählt man auf der Seite "Internettelefonie" den VoIP-Provider aus, den man nutzt. Wenn man hier 1&1 (oder GMX oder Schlund und Partner) auswählt, zeigt das Interface gleich die passenden Felder an. Bei 1&1-VoIP läufts nämlich so, dass man statt eines Username die vorhin konfigurierte Telefonnummer und als Passwort das o.g. selbst erstellte Passwort eingibt. Es lassen sich zwei verschiedene VoIP-Provider konfigurieren, wobei es egal ist, ob man (so wie ich es jetzt gemacht habe) z.B. bei 1&1 zwei seiner ISDN-MSNs aktiviert hat und diese dann hier in die beiden Accounts einträgt, oder ob man zwei völlig verschiedene VoIP-Provider verwendet. Auch hier kann man wieder "anderer Anbieter" einstellen, und dann bekommt man dieselben Eingabefelder, die man auch von anderen VoIP-Geräten kennt, also Internetrufnummer, Benutzername, Passwort und Registrar (also der VoIP-Provider).
Nachdem man seine VoIP-Daten eingegeben hat, wechselt man auf die Seite "Festnetz-Rufnummern". Hier kann man nun, wie bei ISDN gewohnt, bis zu 10 Festnetznummern eingeben. Hier wird dann deutlich, dass die Anlage nicht nur als VoIP-Gateway, sondern auch als ganz normale TK-Anlage fungiert, und zwar gleichzeitig. Als ISDN-Nutzer trägt man hier also seine ganz normalen Festnetz-Nummern ein.
Geht man dann auf die Seite "Nebenstellen", erkennt man, wie das Ganze dann letztlich funktioniert. Hier kann man - getrennt für die beiden analogen Ports der Box - einstellen, auf welche der eben konfigurierten Internetrufnummern UND auf welche Festnetzrufnummer der jeweilige Port reagieren soll. Pro Port gibt es jeweils eine "Hauptnummer" und eine Liste mit "zusätzlichen Nummern". In jedem dieser Dropdown-Felder tauchen sämtliche konfigurierten Internet- und Festnetznummern auf. Die im Feld "Hauptnummer" ausgewählte Nummer bestimmt dann auch, auf welche Art und Weise abgehende Gespräche über diesen Port geführt werden. Gibt man hier eine der Internetnummern an, werden abgehende Gespräche automatisch als VoIP-Gespräche geführt. Trägt man eine Festnetznummer ein, dann muß man für abgehende VoIP-Gespräche *2 vorwählen, sonst wirds ein Festnetzgespräch.
Am Ende habe ich damit exakt das Setup erreicht, was ich mir vorgestellt habe: Ich nutze aktiv zwei meiner ISDN-MSNs. Eine ist die private Nummer, die andere die fürs Homeoffice. Bei ankommenden Gesprächen muß ich, egal ob der Anruf auf dem Festnetz oder als VoIP-Call kommt, unterscheiden können, für welche Nummer der Anruf ist. Ich habe nun zwei (momentan noch simple) analoge Telefone an die beiden Ports gehängt und die Ports in der Anlage so konfiguriert, dass der eine auf die private MSN hört, der andere auf die geschäftliche. In beiden Fällen habe ich sowohl die Festnetz- als auch die Internetnummer eingetragen. Aufgrund der beschriebenen Funktionsweise von 1&1 VoIP sind diese beiden Nummern identisch. Die Nummern sind halt im VoIP-Netz von 1&1 bekannt, und wenn ein anderer 1&1 VoIP-User einen abgehenden VoIP-Ruf an eine meiner beiden Nummern tätigt, dann bleibt der Ruf quasi im VoIP-Netz, kommt bei mir aber de facto genauso an wie ein Festnetzruf. Wenn also jemand 555-123 wählt, klingelt bei mir Telefon 1, und zwar unabhängig davon, ob der Anrufer diese Nummer aus dem Festnetz heraus gewählt hat, oder ob er ebenfalls 1&1 VoIP-Kunde ist und das Gespräch dann kostenfrei ist. Und wählt jemand 555-124, dann gilt dasselbe, nur dass bei mir das andere Fon klingelt.
Das ist exakt das, was ich mir vorgestellt habe. Wie bisher und unter den gleichen Nummern erreichbar sein, sowohl für Festnetz- als auch VoIP-Anrufe unterscheiden können, für welche Nummer der Anruf kommt, und abgehende Gespräche getrennt nach beiden Nummern standardmäßig und ohne jedes Mal irgendwas vorwählen zu müssen, als VoIP-Gespräch führen. Für mich absolut perfekt!
Die Sprachqualität von VoIP fand ich schon bei den PC-Lösungen, die ich getestet hatte (na gut, eigentlich wars nur eine: Skype) sehr gut - dies hier ist jetzt absolut überzeugend.
Last but not least gibts dann z.B. noch eine Wahlregelliste, in der man für bestimmte Vorwahlen festlegen kann, dass Anrufe zu diesen Nummern IMMER entweder als Festnetzanruf oder VoIP-Anruf getätigt werden. Die Liste ist bereits so vorkonfiguriert, dass alle Anrufe zu Servicenummern (0800, 0190 usw.) sowie in bestimmte Länder immer als Festnetzanruf erfolgen. Weiterhin kann man für alle abgehenden Festnetzanrufe eine einheitliche CbC-Vorwahl einstellen, die dann von der Anlage immer automatisch gewählt wird.
Die analogen Ports der Anlage unterstzen Rufabweisen bei besetzt, Anklopfschutz und sind CLIP-fähig, d.h. bei ankommenden Rufen sieht man auf CLIP-fähigen analogen Telefonen die Nummer des Anrufers. CLIR für abgehende Rufe lässt sich ebenfalls aktivieren (pro Port getrennt natürlich). ISDN-Leistungsmerkmale (wie etwa feste oder fallweise Rufumleitungen) können nicht in der Anlage konfiguriert werden; hier muss man mit *#-Codes arbeiten.
Fazit: Ich bin absolut begeistert von dem Teil. Nicht nur, dass sich der WLAN-Router-Teil so komfortabel und gleichzeitig einfach einrichten lässt wie bei kaum einem anderen Gerät. Auch die VoIP-Lösung überzeugt zumindest mich aufgrund meiner Anforderungen restlos. Mit keiner anderen Lösung hätte ich insbes. meine Anforderung unter einen Hut gebracht, dass ich weiterhin unter meinen bestehenden ISDN-Nummern erreichbar sein und diese Nummern bei ankommenden Rufen unterscheiden können muss. Der einzige Nachteil gegenüber den bisher von mir genutzten ISDN-Telefonen ist halt, dass ich hier nun zwei Telefone brauche. Aber das macht nix - normale analoge DECT-Geräte kosten heute ja nur noch 'n Appel und 'n Ei, außerdem habe ich jetzt endlich einen Grund, mir das Beocom 4 (welches es nur als analoges Gerät) gibt, anzuschaffen. Allerdings nur eins, das zweite Telefon wird ein Billiges bleiben...