Wahl einer OS-Software-PBX - Vorteile & Nachteile der einzelnen Anbieter

TW1920

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Hallo beisammen,

und zwar würde ich mich gerne mal zu den Vor- und Nachteilen diverser Software-PBX-Lösungen austauschen. Hatte bisher nur am Rande damit zu tun...
Entscheidend ist, dass ich mich primär über OpenSource Lösungen austauschen möchte - also keine teuren proprietären Lösungen. Wie steht ihr generell zu den OpenSOurce Lösungen vs. den proprietären Lösungen?

Mir sind folgende Lösungen bekannt:
Welche Erfahrungen habt ihr mit entsprechenden Lösungen gemacht, oder habt eventuell noch weitere Lösungen?

Wichtige Kriterien sind natürlich Stabilität, Kompatibilität, Administrier-/Verwaltbarkeit, Features usw.

Ich freue mich auf regen Austausch zu dem Thema :)
 
Moinsen


Also, wenn du mit "Administrier-/Verwaltbarkeit" meinst, dass dafür ein GUI/Webfrontend vorhanden sein muss, sollteste das auch so kommunizieren.
Allerdings finde ich persönlich, dass eine Asterisk PBX, die nicht über eine Konsolesession konfigurierbar ist, proprietär gemacht wurde.
 
Ich hatte jetzt einige Jahre FreePBX im Einsatz. Soweit ganz OK. Allerdings finde ich persönlich die WEB Oberfläche zu überladen. Und auch das man alles mögliche im ABO Modell dazu kaufen muss, ist einfach nicht mein Ding. Daher bin ich gerade dabei FusionPBX zu evaluieren.

FusionPBX ist eigentlich recht gut gemacht, und anstatt Astrerisk ist im Untergrund Freeswitch am werkeln. Die GUI ist schön aufgeräumt und auch recht flott. Aber der ganz große Kritikpunkt an Freeswitch und FusionPBX ist, dass es keine Community gibt. Also keine, die die gratis irgendwo hilft. Du musst alles selber heraus finden. Die Dokumentation kann man nur einsehen, wenn man monatlich mindestens 100 Dollar hinblättert. Was man an Dokus im Internet findet, ist von einer uralten Version und hilft eigentlich bei den wirklich wichtigen Fragen gar nicht mehr.

Es gibt ansonsten nur kostenpflichtigen Support. Da bezahlt man richtig Geld. Und meistens bekommt man dann bei wirklich kniffligen Problemen, gerade im Zusammenhang mit deutschen Providern, die Rückmeldung, dass man sich mit den deutschen Begebenheiten nicht auskennen würde. Dann ist das Geld weg und Hilfe gab es keine.

Was es leider auch nicht gibt, sind aktuelle Stable Versionen (die letzte ist von 2018). Man lädt sich immer den gerade aktuellen Nightly Code herunter. Und da ist es tagesformabhängig, ob der Kram überhaupt läuft. Läuft die Anlage mal, sollte man tunlichst Updates vermeiden. Denn es werden wild immer mal testweise Dinge geändert, die dann Teile oder die ganze Anlage ausser Betrieb setzen.
 
Vor- und Nachteile […] Stabilität, Kompatibilität, Administrier-/Verwaltbarkeit, Features und so weiter
diwou hier und doerner haben das bereist ganz gut umrissen. Deine Frage ist sehr abstrakt und man könnte Bücher damit füllen. Besonders die Interoperabilität ist bei allen unter aller Wutz. Bei Open-Source hast Du den Vorteil, dass Du Dir es selbst zurechtbiegen kannst. Was aber selbst mit langjähriger Programmier-Erfahrung nicht immer gelingen muss, weil die Architekturen dieser Telefonanlagen … z.B. die Architektur in Asterisk und damit FreePBX bzw. Issabel ist 20 Jahre alt. War damals nicht ordentlich gemacht und ist nach 20 Jahren mit tausend Erweiterungen nicht besser geworden. FreeSWITCH ist quasi der Nachfolger, aber selbst mit Dokumentation schwer verdaulich; hier ist wirklich allein der Code die Dokumentation. Bei allen Anlagen rate ich dringend davon ab, diese direkt mit einem deutschen Netzbetreiber (Telekom, Vodafone, Telefónica, 1&1) verbinden zu wollen. Dann lieber eine Übergangsbox dazwischen, also FRITZ!Box, Bintec-Elmeg oder Lancom.

Zu den Abstraktionen von Asterisk, also FreePBX und Issabel kurz hier etwas …

Daher würde ich das lieber konkreter machen: Was genau brauchst Du? Willst Du lediglich lokal ein paar Telefone anschließen? Willst Du global erreichbar sein? Willst Du irgendwie, welchen Netzbetreiber für normale Telefon-Anschlüsse anbinden?
man sich mit den deutschen Begebenheiten nicht auskenne
Einfach die Frage(n) irgendwo posten und hoffen, dass wer vorbeikommt. Hast Du das parallel irgendwo gemacht? Dann schaue ich mal drüber. Aber wie geschildert, würde ich bei Telekom, Vodafone, Telefónica bzw. 1&1 nicht direkt anbinden sondern über eine Übergangsbox gehen (mit herben Verlusten bei der Funktionalität wie Sprachkanäle oder Video-Telefonie).
 
Ich nutze selbst auch primär Asterisk. Allerdings, man kann es nicht oft genug sagen, ist Asterisk keine Telefonanlage sondern ein Telefonie-Baukasten.

PJSIP schön und gut, aber die Komplexität mit der es konfiguriert wird und insbesondere, dass die Konfiguration über zig Dateien verteilt ist, finde ich ziemlich anstrengend.
pjsip_wizard.conf hilft, aber nicht überall, zudem sind die ganzen Abhängigkeiten und die Struktur schlecht dokumentiert.

Was mich stört, ist das "Nicht Fisch, nicht Fleisch" an einigen Stellen.
Es gibt drei Möglichkeiten, den Dialplan in einer Datei zu pflegen: extensions.conf, AEL und per Lua.
Aus Programmierersicht finde ich es immer nervig, wenn ein Produkt die Welt neu erfinden muss. Programmier- bzw. Skriptsprachen haben wir eigentlich schon genug, deswegen würde ich am ehesten Lua favorisieren. Alles was man im Netz findet ist aber zu 99,9% in der "Dialplan-Syntax" geschrieben, meiner Ansicht nach die schlechteste Alternative, da sehr ausdrucksschwach und quasi typfrei.
Und ein bisschen mehr Prüfung als eine einigermaßen oberflächliche statische Syntaxprüfung wäre auch mal etwas zeitgemäßes.
Auch die Beispiele in der Asterisk-Doku selbst sind alle immer in Dialplan-Syntax geschrieben.
Mir ist unklar, was denn jetzt die favorisierte Variante ist und ob nicht das eine oder andere doch mal deprecated wird, oder ob es irgendwie doch immer mitgeschleppt wird.
Da ist mir bspw. ein Yate angenehmer, die einfach konsequent auf Javascript als weit verbreitete Sprache setzen.
Heißt aber im Zweifel natürlich, dass der JS-Interpreter den sie verwenden, auch weit verbreitete Schwachstellen enthält...

Nerviger aber finde ich die APIs. Am schönsten zeigt es das Mengendiagramm auf dieser Seite:
Es gibt AMI, ARI und AGI. Mit keiner dieser APIs kann man alles, und es ist hier ebenso unklar, wohin die Reise denn gehen soll. Jenachdem was meine Applikation können soll, muss ich heute mehrere APIs gleichzeitig ansprechen. Das ist die eine Sache, wenn es denn gescheite Implementierungen von API-Clients gäbe. Meist werden zig davon beworben, aber wenn man die dann einsetzen will, stellt man fest, dass eigentlich nur noch eine so halb gepflegt wird und die anderen quasi tot sind.

Man muss aber eben mit dem zurecht kommen was man (geschenkt) bekommt. Was mich eben nur ärgert ist, wenn ich sehe, dass die eh immer zu knappen Ressourcen verwendet werden, dieselbe Funktionalität in unterschiedlichen Ausprägungen zu pflegen.

Und da tut sich dann eben der Unterschied auf zwischen einem kostenlos verfügbaren Telefoniebaukasten und Produkten, die jemand daraus macht. Im Falle von Asterisk also bspw. UCware, iQall, Pascom, ASTIMAX, LocaPhone...
Dort werden diese ganzen Unsicherheiten und Unzlänglichkeiten durch hauseigene Lösungen weggepuffert und der Kunde bekommt ein fertiges Produkt, das bspw. eine REST-API für alles bietet.
 

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