Also hier etwas aus den offiziellen Messwerten für den Betrieb von Fermeldenetzen und meiner persönlichen Erfahrung:
Letzter Stand Verfügbarkeit / ungeplante Downtimes (IST-Werte im Betrieb):
- Bei Siemens EWSD (Digitales Vermittlungssystem) 8min auf 8760 Std. = 99,999% Verfügbarkeit
- Bei Alcatel S12 (ebensfalls ein Dig. Vermittlungssystem) 37min auf 8760 Std. 99,993%.
Das Kabelnetz hat praktisch keine Auswirkungen (Singularitäten sind mit statistsichen Methoden nur wenig aussagekräftig erfassbar - siehe GAU beim KKW-Betrieb). Der Teilnehmerapparat (NTBA oder analoger Amtsapparat) wird aus der Vermittlungsstelle ferngespeist, d.h. keine eigene teilnehmerseitige Stromversorgung nötig.
Aus alledem kommt die gigantisch gute Zuverlässigkeit unseres altbekannten Telefonanschlusses.
Der reine DSL Anschluss (ohne die DSLAMs an der Straßenecke) kommt auf gleich gute Werte, mit der Straßenecke (weil da im Fall des Falles eben extra erst einer hinfahren muss) sinkt das ganze schon auf Mittelwert 2 Std Ausfall auf 8760 Std. 99,98%, weil teilnehmerseitige Baugruppen nicht gedoppelt werden.
Dazu kommen noch die Endgeräte, die aus der Kunden-Stromversorgung gespeist werden. e-on hat 1/2 Std. Netzausfall pro 8760 Std. 99,994%.
Also: 99,999% * 99,98% * 99,994% = 99,97% für die Infrastrukturverfügbarkeit.
Nun hier meine VoIP Verfügbarkeiten lt Fritzbox Statistiken:
im Mittel über mehrere Monate ist mein VoIP 1/4 Std. pro Woche "weg". Ob das geplante oder ungeplante Downtime ist, kann ich als Endnutzer nicht beurteilen. Wenn ich mal unterstelle, dass Ausfälle nachts um 01:33h geplante Downtimes sind und diese rausnehme, ist mein VoIP System ca. 1/4 Std. pro Monat zu Hauptbetriebszeiten (07.00h bis 22.00h) ausgefallen.
1/4 Std. pro Monat * 12 Monate = 3 Std pro 8760 Std = 99,966%.
Was hinreichend gut mit der technischen Infrastrukturverfügbarkeit (s.o.) übereinstimmt.
Auch die Aussage "würde nie eine Firma damit versorgen" kann deshalb so nicht stehen lassen: viele mittlere und größere Firmen haben im Internverkehr VoiP und auch extern IP, und bei den o.a. Zuverässigkeiten kann man das durchaus machen.
Der Rat, für Notrufe noch ein Handy bereit zu halten, hat wenig mit der prozentualen niedrigeren Verfügbarkeit von VoIP im Vergleich zu den Handynetzen zu tun. Vielmehr aber damit, dass es noch unwahrscheinlicher ist, dass Mobilfunknetze+Handy gleichzeitig mit dem VoIP-Zugang ausfallen. Ist also mehr eine Frage der Korrelation als die der vermeintlich höheren Zuverlässigkeit des Mobilfunknetzes mit seinem hoffentlich dann aufgeladenen Handy.
Gruss vöxchen