kleinc schrieb:
Worauf ich hinaus wollte: Hohe Spannungen sind nicht per se gefährlich! Diese Aussage kann man ja so nicht stehen lassen. OK, ein Schlag von 10000 Volt (vor langer Zeit bei uns im Physik-LK ständig vorgekommen
) tut weh, oder erschreckt einen schon böse, aber wenn die Stromstärle im Zehntel Milliampere-Bereich liegt, sind keine körperlichen Schäden zu erwarten.
Sorry, aber das ist sehr gefährliches Halbwissen!
Es gibt mehrere wesentliche Auswirkungen auf den Körper:
A. Direkte körperliche Folgen, Zerstörung von Nerven/Muskelgewebe. Dafür braucht man schon etwas Strom, das ist durchaus richtig.
B. Starke Leistung durch den Körper = Elektrolytische Prozesse, häufig im Umfeld von Kontakt mit Überlandleitungen anzutreffen (Schrittspannung). Interessanter Weise zunächst häufig nur etwas ähnliches wie Muskelkater. Scheinbar nochmal Glück gehabt, nix passiert -> wenige Stunden später tot... Überlastung der Niere...
Die BauBerufsgenossenschaft weis da ein Lied von zu singen. Kleiner Tipp: Wenn einem sowas passiert ist, den Notarzt, notfalls Rettungshubschrauber kommen lassen, sofort an die Dialyse.
C. (und deshalb ist Halbwissen so gefährlich!)
Herzrythmusstörungen. Die Spannungspitze kommt unglücklich zusammen mit der Steuerung des Herzmuskels, es kommt zu Herzflattern und Herzversagen. DAZU REICHEN MINIMALE STRÖME, wenn die übrigen Umstände ungünstig sind. Unser Nervensystem ist kein Hochstromsystem...
Wie stark sich diese auswirken, hängt von vielen Faktoren ab, es gibt Menschen, die sind gefährdeter als andere und natürlich erhöht auch hier ein höherer durch den Körper fließender Strom das Risiko. Grundsätzlich kann es aber auch bei kleinen Strömen zu tödlichem Ausgang kommen, es kommt auch darauf an, wie der Strom durch den Körper fließt.
Richtig riskant wird der Spaß (übrigens auch bei angeblich "harmlosen" Elektroschockern) wenn jemand ein schwaches Herz hat und wohlmöglich sogar Herzschrittmacher trägt.
C ist die häufigste Ursache, wenn es um "hausübliche" Unfälle mit Strom mit Todesfolge geht. Alle Geräte (Elektroschocker, Weidezaun...) werden auf die Abgabe genau eines Impulses begrenzt. Damit kann im schlimmsten Fall nur eine Störung des Herzrythmusses ausgelöst werden, gesunde Herzen fangen sich dann sofort wieder (klar, sonst wäre kein solches Gerät zugelassen). Selbst bei nicht fehlerstromgeschützten Stromkreisen sorgt die durch die Spannung ausgelöste Muskelkontraktion meist für ein sofortiges Loslassen und damit - wenns Herz in Ordnung ist oder der Strom einen anderen Weg genommen hat - geht alles glimpflich aus. Das ist aber alles pures Glück. 99999 mal gehts gut. Pech wenn man die Ausnahme war...
P.S.:
Also das mit den 32 W wäre schon tödlich. Leider völlig falsch gerechnet. Schon mal von U/R=I gehört? Hier: Menschlicher Körper zwischen 1 und 6 MOhm (nehmen wir mal den ungünstigsten Fall, 1MOhm dank vieler Bierionen), U=65V -> I=0,000065 A. Nun die Leistung: 65V*0,000065 A= ca. 0,004 W, also 4 mW.
Man kann also sehr gut sagen, wieviel Strom durch den Körper fließt (bzw. im ungünstigsten Fall durch den Körper fließen kann). Übrigens verdoppelt eine Verdoppelung der Spannung dadurch auch die Stromstärke, vervierfacht also die Leistung.
Natürlich kann es sein, daß die Stromquelle vorher schlapp macht (sie also selber strombegrenzt ist). Ich kenne aber kaum eine, die bei 65 µA schon abschaltet, also können wir das hier mal außer acht lassen...