Mein Nachbar hat mir heute gesagt, daß er seit ein paar Jahren DSL6000 von 1&1 hat.
Warum kann 1&1 DSL6000 freischalten und die anderen nicht? Die verwenden doch alle die Leitungen der Telekom.
Wichtig: "DSL 6000" ist nicht gleich "6 MBit/s". Wenn dein Nachbar sagt, er habe DSL 6000, dann heißt das noch lange nicht, dass sein Anschluss 6 MBit/s liefert. Wenn du Call&Surf Comfort (4) hast, hast du auch "DSL 6000", denn genau so heißt der bei Call&Surf Comfort enthaltene DSL-Anschluss. Wie du aber am eigenen Leibe erfahren musstest, liefert der Anschluss trotz des vielversprechenden Namens auch mal deutlich weniger als 6 MBit/s, in deinem Fall nur ein Drittel davon.
Wirklich aussagekräftig ist die Info deines Nachbarn nur dann, wenn er dir sagt, welche Bandbreite ihm genau zur Verfügung steht (bei vielen DSL-Modems kann man das über die Konfigurationsoberfläche herausfinden). "DSL 6000" ist aber keine Bandbreiten-Angabe, sondern nur ein Produktname.
Falls 1&1 bei deinem Nachbarn tatsächlich mehr Bandbreite liefert als die Telekom oder Vodafone bei dir, dann könnte das daran liegen, dass 1&1 an eurem Wohnort auf Telefonica DSL zurückgreift. Telefonica DSL wird seit langem als rate adaptive DSL (RAM) geschaltet, d. h. die Bandbreite passt sich dynamisch an die Leitungswerte an. Dadurch entfällt die Notwendigkeit, einen Sicherheitsabstand zu den Leitungs-Grenzwerten einzuhalten, was deutlich höhere Bandbreiten ermöglicht (in der Regel das Doppelte bis Dreifache eines fixed-rate-Anschlusses an derselben Leitung). Die Telekom hingegen hat bisher bei den "kleinen" DSL-Anschlüssen fast ausnahmslos fixed rate DSL mit fest eingestellter Bandbreite geschaltet. Damit das auch bei stärkeren Störungen stabil bleibt, muss man einen Sicherheitsabstand zu den Leitungsgrenzwerten einhalten. Resultat ist eine deutlich niedrigere Bandbreite als bei RAM. Dafür ist die Verbindung stabiler.
Weiterhin könnte es sein, dass Vodafone deinen Wohnort nicht mit eigener Technik erschlossen hat und somit auf DSL-Vorleistungen eines fremden Carriers zurückgreifen muss. Da Vodafone im Gegensatz zu 1&1 nicht mit Telefonica zusammenarbeitet, kommt nur noch die Telekom als DSL-Vorleister in Frage. Und dann gelten auch für Vodafone-Anschlüsse dieselben Vorgaben wie für Telekom-Anschlüsse. Es ist aber auch möglich, dass Vodafone zwar eigene Technik besitzt, die Bandbreiten-Grenzen jedoch genauso restriktiv festlegt wie die Telekom. Auch das führt dazu, dass man bei Vodafone nicht mehr Bandbreite bekommt als bei der Telekom.
Lange Rede, kurzer Sinn: die verfügbare Bandbreite ist von den Leitungswerten abhängig, aber auch von der eingesetzten DSL-Technik. Und genau die unterscheidet sich von Carrier zu Carrier. Mit rate adaptive ADSL2+ wäre auch an deiner Leitung noch etwas mehr Bandbreite möglich, aber dazu müsstest du zu einem Anbieter wechseln, der dir rate adaptive ADSL2+ schaltet (und natürlich muss ein solcher an deiner Adresse verfügbar sein).
Grüßle
Der Mikrogigant