Wieviele AWS extern parallel möglich?

kleiner technik-philosophischer Ausflug

Nun ja, ich möcht mich nicht allzu weit von meinem eigenen Thread-Thema entfernen, aber für den Hintergrund ist das vielleicht ganz gut.

Ich selbst bin zunächst auch der Meinung, dass die 24/7-Verfügbarkeit (nennen wir das mal unter diesem Pseudonym) im POTS bisher gewährleistet ist. Ich sage bewusst: _bisher_, ich komme noch darauf zurück.

Die Sachlage in der Wirtschaft ist die, dass unheimlich viele Firmen auf alten Anlagen sitzen, die Zeitbomben sind. Unter immer mehr Hauben entdecke ich Netzteile, Elkos und Speicherbatterien, die "1997", "1995" oder älter als Aufschrift tragen. Ich werde gerufen, weil solche Anlagen quasi über Nacht reinkarnieren, ihre Nebenstellen oder Rufnummerngassen vergessen oder ähnliches. Und jedesmal schaue ich in erstaunte Gesichter. Unter dem Amortisationsaspekt, wieviel diese Anlagen mal gekostet haben, kann man gut verstehen, dass 15 Jahre noch kein Alter sein sollten *sic*. Davon habe ich mittlerweile so viele gesehen (und unsere in der Firma ist auch so eine), die beim nächsten Stromausfall die Hufe reißen können, oder die regelmässig resettet werden müssen, S0- und Uk0-Baugruppen, die sich regelmässig verklemmen... da ist es mit der POTS-typischen Hochverfügbarkeit auch nicht mehr weit her. Nun gut, höre ich mich sagen, "die Jahrtausendwende haben wir hinter uns, kommerzielle POTS-Technik wird ja auch nicht mehr so sündhaft teuer sein, wie sie in den achtziger oder neunziger Jahren mal war."

Warum also scheuen viele Firmen die dringend notwendige Erneuerung? Was ist anders als in den achtziger Jahren?

Selten sollte ich so irren wie mit meinem obigen Ausspruch über die Jahrtausendwende (schon vor einigen Jahren getan), denn wiederum hilft ein Blick auf die Preise, die heute noch für POTS-Systeme verlangt werden. Es hat mir geradezu aus der Seele gesprochen, was ich im historischen Abriß im Asterisk-Buch gelesen hab, über die Beweggründe der Entwickler. Denn alle, die VoIP zu dem gemacht haben, was es heute ist, kommen aus der POTS-Gemeinde, sind quasi Aussteiger. Alle haben ein bißchen den Pioniergeist der Telefontechnik in sich, und es ist ihnen widerwärtig, wie die Systeme zugenagelt, mit Patenten verhaftet und überteuert wurden.

Die gemachten großen Firmen der POTS-Gemeinde standen zunächst fassungslos vor den Entwicklungen im Internet. Heute wissen sie es besser. Bei der Einbindung kanadischer Freunde in unser Telefonsystem huschte zunächst ein Lächeln über die Gesichter: "Klar, VoIP machen unsere Telefone auch längst." Das Lächeln verschwand leider, als man bemerkte, dass die tolle POTS-Anlage intern zwar VoIP macht, aber derart zugenagelt ist, dass es nicht einfach mal so möglich war, sich an unseren Asterisk anzuschliessen.

Ein anderer Kunde von mir hat sich neulich eine proprietäre Anlage hinstellen lassen. Die gabs in zwei Versionen, optisch alles gleich: Die eine machte intern proprietäre Systembus-Telefonie, die andere proprietäre VoIP-Telefonie. Die eine implementiert Technik der Systemtelefone der neunziger Jahre, kaum Neuerungen. Eigentlich amortisiert, aber ebenfalls noch überteuert. Die andere Varianten implementiert VoIP-Technik. Aber eben zugenagelt und nochmals überteuert. Und dass man noch beim zweiten System das Wort "proprietär" trickreich vermeiden tut und die Anlage mit einem saftigen Aufpreis versehen hat. Mit Speck fängt man Mäuse, und mit gespickten Worten auch die Kaufentscheider in großen Firmen, wo lohnenswert große Anlagen gebraucht werden, und man das Schild "VoIP inside" hochhält, viele aber nicht mal wissen, wovon sie da reden. Und wenn man dann _einen_ im Unternehmen findet, der wirklich unter die Haube guckt und nach zwei Bier abends bereit ist, mit der Wahrheit über diese tolle Anschaffung rauszurücken, dann ist das schon eine gute Quote. Apropos Quote, noch ein Beispiel:

Siemens verkauft seine lächerliche bizIP-Serie heute noch mit einer Quote: "Kauf Dir zwei überteuerte VoIP-Telefone von _uns_, und du darfst ein weiteres von einem freien VoIP-Anbieter anschliessen." - "Kauf zwei weitere von uns, und du darfst wieder eines von einem Kontrahenten am Markt anschliessen."

Erst war mir zum Lachen, dann leider auch zum Heulen. Ihr wisst sicher, was ich meine. Denn sowas behauptet sich leider immer noch am Markt. Kaum jemand wäre heute noch im Handybereich bereit, in einen Wuchervetrag einzuwilligen. Bei der Neuanschaffung von TK-Anlagen passiert genau das aber heute noch, wenn man das Preis-/Leistungsverhältnis überdenkt. Und jeder Mensch benutzt heute Telefonie, en masse. Aber wenn man mit den Leuten einfach mal darüber reden will, was dahintersteckt, und was es wirklich kosten dürfte, dann heißt es oft: "Wenn das Ding soviel kostet, dann wird das wohl seine Richtigkeit haben."

Über etwas anderes will ich nur noch eine kurze Anmerkung loswerden. Was nützt die tolle (und teuer erkaufte) hohe Verfügbarkeit auf der letzten Meile, wenn im Freiwählverkehr mir selbst große POTS-Provider - wahrscheinlich aus Gründen des Preisdrucks auf ihrer eigenen Einkaufsseite - manchmal sagenhaft schlechte Wählleitungen zur Verfügung stellen, die über Timbuktu oder Peking zu laufen scheinen. ;) Die gegen manche VoIP-Eigenbaulösung einfach alt aussehen?

Wie gesagt, das Kapitel mit dem geschichtlichen Abriß ist echt lesenswert. Selbst wer Telefontechnik vorher nicht soooo kannte, dem wird ein Licht aufgehen. Es ist immer noch so etwas wie ein großes Monopol. Auch wenn wir es mittlerweile mit mehreren Monopolisten zu tun haben. :(

So, das musste mal von der Seele. Entschuldigt bitte. :rolleyes: Back to Topic.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo kritter,

selten einen so treffenden Beitrag gelesen, er spricht mir aus der Seele... ;)

Zuletzt wieder für einen Kunden, der zu einer anderen Firma ziehen wollte die Büroräume frei hatte.

Die dort ansässige Firma zeigte mir stolz sein neuere Panasonic KX-TDA100 (o.ä.), ich dachte nur "wer will so einen S...."... ;) Deswegen gebe ich u.a. einer Firma aus Bielefeld auch nicht mehr lange.

Ich erkläre das immer damit, was im Falle einer Erweiterung oder eines Defektes bei einer Anlage mit Modulen oder z.B. einer ST.... dann in der Realität abläuft... ;)

Also Stichwort Virtualisierung oder auch beliebige Funktionserweiterung mittels Softwaremodulen. Was auf einer AG.. oder AU.... nicht geht, das wird niemals gehen.

Grüße,

d i r k

(Ich mache übrigens DFÜ seit 1985.)
 
Zuletzt bearbeitet:
@Dirk TripleD!

Was war jetzt Dein Beweggrund, einen über 7 Jahre alten Beitrag, nochmals aufwärmen zu wollen?

LG.
 
*Hihi*,

ich bin verblüfft, dass es

- meinen alten Account noch gibt,
- den Thread noch gibt,
- noch jemand drüber stolpert, und
- manches aus meiner "philosophischen Abhandlung" noch Gültigkeit hat.

Grinsende Grüße in die Runde... ^^
 
Ja Servus @kritter!

Brauchst nicht verblüfft sein, in der Kürze liegt die Würze, vermutlich hat damals keiner Deinen Beitrag "ernst" genommen, ansonsten hätte sich wesentlich früher Jemand dazu noch Stellung genommen?

Es zählt nicht das was manche sagen o. schreiben, sondern was "ankommt"!

Weisst Du es selber noch, wieviele Analoge Pots am selben Standort, vor der ISDN-Zeit Jemand haben musste, damit man DDI bekommt?

Einfach nur mal zum "Nachdenken"!

LG.
 
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