Nun wurde ihr von Vodafones Online-Berater gesagt, dass Vodafone da, wo sie wohnt, nicht die Leitungen (ich vermute, es geht um die "Letzte Meile") der Telekom nutzen würde, wodurch eine 6000er Verbindung möglich wäre.
Dieser Aussage stehen wir sehr skeptisch gegenüber.
Zu Recht. Der "Berater" hat nämlich ebenso wie viele Kunden die Begriffe "Leitung" und "DSL-Technik" durcheinandergeschmissen. Außerdem hat er vermutlich von "DSL 6000" gesprochen, was aber in keinem Fall gleichbedeutend mit 6000 kbit/s ist. In der
Leistungsbeschreibung auf S. 31 werden für Vodafone DSL 6000 nämlich nur 2049 kbit/s verbindlich zugesagt.
Was die "letzte Meile" betrifft: die liefert bei Vodafone grundsätzlich die Telekom, es sei denn, ihr bestellt einen drahtlosen LTE- oder UMTS-Zugang. Eine wichtige Rolle spielt aber auch die DSL-Technik in der Vermittlungsstelle (DSLAM). Der Betreiber dieser Technik kann bestimmen, welche Bandbreite er an einer bestimmten Leitung schaltet. Die Telekom ist dabei traditionell sehr vorsichtig und schaltet nur vergleichsweise geringe Bandbreiten, was u. a. auch der veralteten Technik geschuldet ist. Viele Telekom-DSLAMs können die Bandbreite nicht dynamisch an die Leitungsqualität anpassen und sind daher auf eine feste Bandbreite eingestellt (fixed rate DSL). Damit das zuverlässig funktioniert, muss man einen ausreichenden Sicherheitsabstand zu den Leitungsgrenzwerten einhalten, wodurch Bandbreite "verschenkt" wird. DSLAMs von Telekom-Konkurrenten wie die von Vodafone arbeiten dagegen mit dynamischer Bandbreiten-Anpassung (rate adaptive DSL, RAM). Dadurch wird die Leitungskapazität besser ausgenützt und es sind erheblich höhere Bandbreiten möglich. Allerdings kann rate adaptive DSL auch keine Wunder bewirken. Als Faustregel gilt, dass an einer Leitung, an der die Telekom wie im Fall deines Bekannten 384 kbit/s schaltet, mit rate adaptive DSL ungefähr das Doppelte bis Dreifache möglich ist. Das wären also ca. 1 MBit/s. Für Vodafone DSL 6000 wäre das zu wenig. Schon das ist ein Grund, die Aussagen des Vodafone-"Beraters" nur mit sehr großer Vorsicht zur Kenntnis zu nehmen.
Ob Vodafone eigene Technik einsetzt, lässt sich u. a. daran ablesen, ob Vodafone echte ISDN-Anschlüsse liefern kann (Option "Komfort-Anschluss classic"). Das wiederum bekommt man über die Verfügbarkeitsprüfung heraus. Wie genau das funktioniert, habe ich
hier beschrieben.
Wenn der "Komfort-Anschluss classic" nicht verfügbar ist, kann man davon ausgehen, dass Vodafone entweder
keine eigene Technik nutzt (Ausnahmen bestätigen die Regel) und folglich auch nicht mehr Bandbreite liefert als die Telekom, oder dass der Berater deinem Bekannten einen LTE-Anschluss unterjubeln will. Ist der "Komfort-Anschluss classic" jedoch verfügbar, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Anschluss mit Vodafone-Technik realisiert wird. An der Verfügbarkeit von DSL 6000 darf aber trotzdem gezweifelt werden. DSL 2000 (Mindestbandbreite: 1025 kbit/s) klingt da schon wahrscheinlicher.
Grüßle
Der Mikrogigant